Drama in der Türkei: Entführer der Passagierfähre getötet

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Drama in der TürkeiEntführer der Passagierfähre getötet

Eine Entführung einer Fähre auf dem Marmara-Meer in der Türkei ist für die Opfer glimpflich ausgegangen. Die Polizei hat den mit Plastiksprengstoff bewaffneten Entführer bei der Befreiung erschossen.

Türkische Sicherheitskräfte haben am Samstag ein zwölfstündiges Geiseldrama beendet und den Entführer einer Passagierfähre erschossen. Bei dem Täter handelte es sich nach Behördenangaben um einen kurdischen Rebellen, der Sprengstoff bei sich trug.

Die Fähre «Kartepe» war am Freitagnachmittag im Marmara-Meer im Nordwesten der Türkei entführt worden. An Bord befanden sich 24 Menschen, 18 von ihnen waren Passagiere. Sicherheitskräfte stürmten am Morgen die Fähre vor der türkischen Hafenstadt Silivri. Dabei töteten sie den Entführer.

Die Passagiere und Besatzungsmitglieder blieben unverletzt. Mehrere Personen wurden allerdings vorsorglich in ein Spital gebracht.

Der Täter habe 450 Gramm des Plastiksprengstoffs A4 bei sich gehabt, sagte der türkische Innenminister Idris Naim Sahin. Der Entführer sei im kurdisch geprägten Südosten des Landes geboren und habe sich nach seiner Flucht vor dem Militär 2009 den kurdischen Rebellen angeschlossen.

Zuvor hatte der Gouverneur der Provinz Kocaeli, Ercan Topaca, gesagt, der Täter sei unbewaffnet gewesen und habe lediglich eine Bombenattrappe bei sich getragen.

Heimlich an Bord gegangen

Schiffe der Küstenwache und ein Helikopter waren der entführten Fähre gefolgt. Kommandoeinheiten seien heimlich an Bord der Fähre gegangen und hätten sich eine Weile als Passagiere ausgegeben, ehe sie das Schiff am Samstagmorgen stürmten und den Entführer töteten, sagte Sahin.

Es sei unklar gewesen, ob der Entführer eine Waffe bei sich trug. «Wir haben stundenlang versucht, ihn zu überreden, sich zu ergeben. Aber er weigerte sich.»

Ein Passagier des entführten Schiffes sagte dem Privatsender NTV, der Einsatz sei nach zehn Minuten beendet gewesen. Die Geiseln hätten sechs Schüsse gehört, sagte Ceyhun Tezel.

Demnach hatten die Passagiere den Piraten gar nicht zu Gesicht bekommen und nur durch ihre Verspätung und einen abweichenden Kurs bemerkt, dass ihr Schiff entführt worden war. Der Entführer hatte zwischenzeitlich Treibstoff und Lebensmittel verlangt, wie Verkehrsminister Binali Yildirim sagte. Die Passagierfähre war zunächst einige Stunden lang gefahren und hatte dann gestoppt.

Spekulationen über Ziel des Entführers

Im Marmara-Meer liegt die Imrali-Insel, auf der seit Jahren PKK- Chef Abdullah Öcalan inhaftiert ist. Medienberichten zufolge könnte es das Ziel des Entführers gewesen sein, die rund 120 Kilometer südwestlich vom Ort der Entführung liegende Insel anzusteuern. Die türkischen Behörden hatten demnach die Sicherheitsvorkehrungen vor der Insel verstärkt.

Die PKK hatte im Jahr 1984 den bewaffneten Kampf gegen den türkischen Staat aufgenommen. In dem Konflikt starben rund 45'000 Menschen. Die Türkei, die EU und die USA haben die PKK als Terrororganisation eingestuft.

Bei einem Selbstmordanschlag der PKK im November vergangenen Jahres waren in Istanbul 32 Menschen verletzt worden. Nach einem blutigen Angriff auf türkische Soldaten im Oktober war die Armee mit einem grossangelegten Einsatz gegen PKK-Rebellen im Südosten der Türkei und im Nordirak vorgegangen.

(sda/dapd)

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