Juso kritisiert Berner Polizei«Er befahl, das Video zu löschen»
Ein Berner Polizist soll ein Juso-Mitglied gezwungen haben, Beweismaterial zu vernichten. Nun prüft die Jungpartei eine Strafanzeige.
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- chi
Linksautonome Kreise planten letzten Freitag eine unbewilligte Kundgebung in Bern. Mit einem Grossaufgebot in der Altstadt verhinderte die Polizei, dass die Veranstaltung durchgeführt werden konnte.
Nun meldet sich die Juso zu Wort. Deren Mitglieder Vera Diener und Beni Stückelberger üben massive Kritik am Vorgehen der Berner Kantonspolizei. «Man zwang mich, Beweismaterial zu löschen», sagt Stückelberger gegenüber dem «Blick». Als seine Gruppe in der Nähe des Bundesplatzes von Polizisten für eine Personenkontrolle angehalten worden sei, habe er seine Handy-Kamera eingeschaltet. «Ich wollte die rabiate Festhaltung einer Drittperson filmen, sodass wir etwas in der Hand hätten, sollte sich die Polizei rechtswidrig verhalten.»
Angedroht, Handy zu beschlagnahmen
Beamte hätten ihn aufgefordert, mit dem Filmen aufzuhören. Als er weitergemacht habe, sei er von einem Polizisten abgeführt worden. «Er befahl, das Video zu löschen», sagt Stückelberger gegenüber der Zeitung. «Er drohte, dass er mein Handy beschlagnahmen und mich mit auf den Posten mitnehmen würde, sollte ich mich weigern.»
Nach diesem Vorfall prüft die Juso Bern eine Strafanzeige wegen Amtsmissbrauchs. Jemanden aufzufordern, potenzielles Beweismaterial zu löschen, sei rechtswidrig, sagt Vera Diener zum «Blick». «Soweit wir es heute beurteilen können, haben wir damit gute Chancen mit der Strafanzeige.» Die Jungsozialisten bemühen sich jetzt, das gelöschte Video wiederherzustellen.
Seitens der Kantonspolizei Bern will man nicht näher auf den Vorfall eingehen, «nicht zuletzt auch aus Persönlichkeitsgründen», sagt ein Sprecher zu der Zeitung. Wenn sich jemand von der Polizei nicht korrekt behandelt fühle, stehe dieser Person selbstverständlich der Rechtsweg offen.