Frage von Fabia (24) an Doktor Sex: Ich bin seit einem Jahr in einer sehr glücklichen Beziehung. Mein Partner gibt mir sehr viel und ist immer da, wenn ich ihn brauche. Wir sprechen oft von unserer Zukunft und dass wir in ein paar Jahren heiraten möchten. Da ist nur ein Problem: seine Eifersucht. Am liebsten würde er sieben Tage lang 24 Stunden mit mir zusammen sein. Er hat schon ein paar Mal gesagt, dass seine Eifersucht ein Problem ist. Am letzten Wochenende gingen wir zusammen an ein Fest. Dort kam es zur Eskalation. Zufällig traf ich einen alten Schulfreund und quatschte ein paar Minuten mit ihm. Plötzlich kam mein Freund auf uns zu, stiess mit einer Hand meinen Kollegen weg und mit der anderen hielt er mich am Hals fest. Ich war total schockiert, riss mich los und ging zu Fuss nach Hause. Er schrieb mir die ganze Nacht und beteuerte, wie sehr es im leidtue. Er habe sofort gemerkt, dass er überreagiert habe. Er habe zu viel Alkohol getrunken und sei selber extrem enttäuscht von sich. Es tue ihm unglaublich leid, ich sei die Frau, mit der er sich eine Zukunft wünsche. Wie soll es nun weitergehen?

Liebe Fabia

Ich kann deinen Schock gut nachvollziehen. Und auch die Not deines Freundes ist spürbar für mich. Zum Glück für alle Beteiligten hat er nicht total die Nerven verloren! Menschen begehen unter dem Einfluss von Drogen – und dazu gehört auch Alkohol – manchmal Handlungen, die ihnen im Nachhinein sehr leidtun. Dies ist unter anderem auch darauf zurückzuführen, dass der Konsum von Rauschmitteln die Hemmschwelle und die Impulskontrolle stark verändern können.

Offensichtlich hast du schon vor diesem Vorfall gespürt, dass die Eifersucht deines Freundes eine Dimension hat, die ausserhalb dessen liegt, was man im weitesten Sinn als «normal» bezeichnen könnte. Dass sie aussergewöhnlich ist, hat sich nun bestätigt. So gesehen könnt ihr das Vorgefallene auch als Alarmsignal interpretieren. Ihr wisst nun beide, dass hier eine Zeitbombe tickt.

Wahnhafte Eifersucht kann eine massive Belastung darstellen. Sowohl für die betroffene Person, in diesem Fall also deinen Freund, als auch für ihr soziales Umfeld. Gut zureden, Treueschwüre und sich beweisen sind als Hilfestellung schon bei geringerer Ausprägung nur wenig hilfreich. Und auch guter Wille, wie er bei deinem Partner wirklich und aufrichtig vorhanden zu sein scheint, genügt hier nicht.

Ich rate dir deshalb, euch gemeinsam fachliche Unterstützung zu holen. Sinnvoll könnte ein Setting sein, in dem dein Freund in Einzelsitzungen dem Hintergrund seiner krankhaften Eifersucht auf die Spur kommen kann. Gleichzeitig sollte es aber auch die Möglichkeit bieten, sich gemeinsam als Paar einen «Werkzeugkoffer» im Umgang mit dem Phänomen zu erarbeiten. So könntet ihr euch nach und nach innerhalb der Beziehung weiterentwickeln und den Alltag als Übungsfeld nutzen.

«Heilungsgarantie» gibt es aber auch hier nicht. Ob ihr es schaffen werdet, diesen Prozess gemeinsam durchzustehen und auch, ob dein Freund einen anderen Umgang mit der Eifersucht finden wird, kann niemand im Voraus sagen. Viel Glück!