Vorwürfe gegen Nothing But Thieves«Er hat mir die Zunge in den Hals geschoben»
Musikfans erheben Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen die englische Rockgruppe Nothing But Thieves. Die Band weist jegliche Anschuldigungen von sich.
- von
- shy
Nach Hollywood und Politik hat die #MeToo-Welle auch die Musikwelt erreicht. Vergangene Woche beschuldigten mehrere Frauen den Sänger der amerikanischen Rockband Brand New des sexuellen Fehlverhaltens gegenüber Fans. Und nun machen junge Britinnen der englischen Alternative-Rock-Gruppe Nothing But Thieves ähnliche Vorwürfe.
Mitgliedern und Mitarbeitern des Quintetts aus Southend-on-Sea in Essex wird vorgeworfen, mit minderjährigen Fans Sex gehabt, Sexting betrieben und Nacktbilder verlangt zu haben. Letztere hätten sie untereinander ausgetauscht und bewertet. Im Laufe der vergangenen zwei Tage posteten etwa ein Dutzend Userinnen solche Erlebnisse mit der Band.
«Er hat meinen Rock hochgehoben»
«Als ich 17 war, hat mich der Drummer nach Nacktfotos gefragt und ich habe Screenshots von den Nachrichten gemacht», schrieb eine Nutzerin etwa und eine andere postete: «Nach einem Gig packte mich der Gitarrist, drückte mich gegen die Wand und schob mir die Zunge in den Hals – vor allen Leuten.»
Eine Fotografin erzählte zudem, dass ihr während eines Gigs von einem Roadie der Rock hochgehoben worden sei, und eine weitere angeblich belästigte Frau hat Screenshots geteilt, die zeigen sollen, dass das Band-Management von ihrem Vorfall wusste, aber nichts unternommen hat.
«Amsterdam» vom aktuellen Nothing-But-Thieves-Album «Broken Machine». (Quelle: Youtube/NBTVEVO)
Die Band weist die Vorwürfe von sich
Solche Geschichten können erfunden, zugespitzt oder falsch empfunden sein, und Screenshots können mit Photoshop behandelt werden. Handfeste Beweise liegen für diese Anschuldigungen aktuell nicht vor, es gilt also die Unschuldsvermutung.
Nothing But Thieves haben am Mittwochabend ein Statement veröffentlicht, in dem sie «diese falschen Vorwürfe zu 100 Prozent dementieren». Sie hätten den grössten Respekt vor Frauen und würden sie nie so behandeln, wie es in diesen Anschuldigungen beschrieben ist. Sie würden zudem rechtliche Schritte gegen die Verfasser der «falschen Vorwürfe» prüfen.
Zürcher Konzert findet trotzdem statt
Auf ihrer aktuellen Grossbritannien-Tour wurden Nothing But Thieves von der kanadischen Band July Talk begleitet. Diese hat nach Bekanntwerden der Anschuldigung bei Twitter verkündet, an den kommenden Konzerten der Tournee nicht mehr aufzutreten. Und das englische Musikmagazin «NME» sagte ein mit Nothing But Thieves geplantes Konzert am Donnerstagabend ab.
Am 3. Dezember ist die Gruppe für eine ausverkaufte Show im Zürcher Dynamo gebucht. Auf Anfrage von 20 Minuten hatten zunächst weder der Veranstalter noch das zuständige Plattenlabel weitere Informationen zum Thema, und aktuell würden keine weiteren Konzertabsagen diskutiert – das Zürcher Datum steht also nach wie vor.