Frenkendorf BL«Er hat unser Geschäft kaputtgemacht»
Für Rita Zimmermann und ihr Bistro-Team ist der Traum einer warmen Mittagsküche geplatzt. Grund sind Streitigkeiten mit einem Nachbarn, der sich am Essensgeruch störte.
- von
- jes
Für Rita Zimmermann ging mit der Eröffnung des Bistro Adventura in Frenkendorf vor drei Jahren ein Traum in Erfüllung. Das Gastronomie-Angebot rundet das Angebot ihres Ladens ab, in dem sie eigentlich Outdoor-Bekleidung und Haustierbedarf verkauft. Die thailändische Mittagsküche erfreute sich bald wachsender Beliebtheit. Doch das Bistro stand unter keinem guten Stern.
Restauranttester Bumann sollte das schlingernde Schiff wieder auf Kurs bringen und hat ihm bereits einen Besuch abgestattet. Im August soll die Sendung mit dem berühmten Sternekoch ausgestrahlt werden. Ob es das Bistro bis dahin überhaupt noch gibt, ist aber fraglich.
Wegen eines schon lange schwelenden Konflikts mit einem Nachbarn im gleichen Haus dürfen seit einer Woche keine warmen Speisen mehr serviert werden. «Es ist für uns sehr schlimm, wir haben sehr ungern unserer Köchin gekündigt», hiess es auf einem Aushang, mit dem am vergangenen Dienstag die Kunden informiert wurden.
«Es war für uns eine Herzensangelegenheit»
Der Nachbar störte sich am Essensgeruch, der in seine Geschäftsräumlichkeiten strömte. Denn: Das Bistro verfügt über keinen Luftabzug. Nach mehreren Terminen mit der Schlichtungsstelle, die dem Mann recht gab, verfügte die Hausverwaltung nun das Ende der warmen Küche.
Zimmermann, die das Bistro in ihren Laden integriert hat, ist enttäuscht: «Das Bistro gehört zu unserem Geschäftskonzept. Es war für uns eine Herzensangelegenheit, für die wir sehr gekämpft haben.» Das Unheil nahm schon vor anderthalb Jahren seinen Lauf. «Auf Betreiben der Verwaltung haben wir bereits vor über einem Jahr die Zubereitung der warmen Speisen in eine Gastro-Küche ausserhalb des Gebäudes verlegt.» Im Bistro wurde seit jenem Zeitpunkt nur noch das fertige Essen serviert: «Darum ist die ganze Geschichte ja so absurd.»
Facebook-Post vom Netz genommen
Eine Passantin und Stammkundin bekam den Aushang zu Gesicht und postete ein Foto des Zettels auf Facebook. Dort gingen die Emotionen hoch. Innert einer Stunde kommentierten Dutzende den Post. Am Freitag wurde dieser wieder vom Netz genommen. Kaum freiwillig.
Der Aushang rief auch schon die Polizei auf den Plan, weil der klagende Nachbar darauf namentlich erwähnt wurde. Die Nennung des Namens sei nämlich für den Kläger geschäftsschädigend, erklärten die Polizisten. «Das mag so sein», entgegnet Zimmermann. «Unser Geschäft hat er aber kaputtgemacht.»
«Ich will niemandem etwas Böses»
Auf Anfrage von 20 Minuten äusserte sich auch der Nachbar zum Sachverhalt:« Ich bin auch nur Mieter und kann niemandem etwas untersagen. Da sie keinen Abzug in ihrem Restaurant besitzen, war das absehbar», findet er. Bei den letzten Verhandlungen vor der Schlichtungsstelle sei die Beeinträchtigung durch den Essensgeruch anerkannt worden. Bei der Verwaltung sei daraufhin eine Mietzinsredukion um 20 Prozent verfügt worden.
«Ich möchte einfach, dass ein Abzug installiert wird. Ich habe das für mein Geschäft auch gemacht und 70'000 Franken investiert. Ich will niemandem etwas Böses», versichert der Geschäftsinhaber. Dafür hat Zimmermann jedoch nur wenig Verständnis: «Ein Bistro, das täglich nur zwei Stunden warmes Essen serviert, kann einen 70'000 Franken teuren Lüftungsschacht einfach nicht erwirtschaften.»