AmatriceErdbebensichere Schule krachte zusammen
Von der Schule in Amatrice ist nichts übrig geblieben. Dabei wurde das alte Gebäude vor vier Jahren renoviert, damit es einem Erdbeben standhalten könne.
- von
- kle
Die Schule Romolo Capranica in Amatrice ist nur noch ein riesiger Schutthaufen. Das Gebäude, in dem bis Dienstag ein Kinderhort, eine Primar- und Sekundarschule zuhause waren, stürzte beim Erdbeben komplett ein. Die Schulglocke liegt am Boden vor den Überresten.
Dabei war die Schule erst im September 2012 komplett renoviert worden. Der Bürgermeister hatte damals stolz verkündet, dass das ältere Gebäude mit neuster Technologie nachgerüstet worden sei, um künftig einem Erdbeben standzuhalten.
Eine ehemalige Lehrerin stand am Mittwoch weinend vor den Trümmern der Schule. «Ich habe hier jahrelang unterrichtet. Ich kann das nicht glauben», sagte sie zum «Corriere della Sera». Die Staatsanwaltschaft in Rieti hat nun Ermittlungen eingeleitet, um zu klären, wie es zum Einsturz gerade erst renovierter Bauten kommen konnte.
70 Prozent der Häuser würden einstürzen
In Italien sind Schätzungen zufolge mehr als zwei Drittel der Gebäude nicht erdbebensicher gebaut. In vielen älteren Vierteln liegt es daran, dass sie vor Erlass solcher Bauvorschriften errichtet wurden. Es sind aber oft gerade die neueren Häuser, die einstürzen.
Das jüngste Erdbeben löste erneut eine Diskussion über sicheres Bauen und die Einhaltung von Vorschriften aus, die Gebäude erdbebensicher machen sollen. «In einem Land, in dem es in den vergangenen 40 Jahren mindestens acht katastrophale Erdbeben gegeben hat, ist die einzige Lektion, die wir gelernt haben, Leben nach dem Ereignis zu retten», schrieb der Kolumnist Sergio Rizzo am Donnerstag im «Corriere della Sera». «Bei den anderen Lektionen liegen wir weit zurück.»
Nach jedem Beben werden neue Vorschläge gemacht, die Situation zu verbessern. Sie versanden aber allzu oft im Dickicht der langsam mahlenden Mühlen der italienischen Bürokratie oder werden schlicht nicht eingehalten.
Renzi verspricht, dass es diesmal anders wird
Ein Problem ist der grosse Bestand alter, oft schon im Mittelalter errichteter Häuser. Tausende davon müssten den modernen Standards angepasst werden. Doch auch von den neueren Häusern sind viele gebaut worden, ohne dass man diese eingehalten hätte. Ministerpräsident Matteo Renzi versprach bei einem Besuch im Erdbebengebiet noch am Mittwoch, die Orte würden so wieder aufgebaut, dass ihre Einwohner garantiert sicher darin leben könnten.
Doch selbst wenn die Vorschriften eingehalten würden – nicht alle sorgen tatsächlich für Sicherheit. So schreibt eine vor, Dächer mit Beton zu verstärken. Bei Beben erwiesen sich die tragenden Mauern der Häuser dann als zu schwach, das erhöhte Gewicht des Dachs unter der Belastung zu tragen.