Foodblogger «Fatkitchens» kocht für die Schweizer Armee

Ergin Dogan begeistert mit «Fat Kitchens» über 200’000 Follower und ist Küchenchef des Logistikbataillons 92.

Ergin Dogan begeistert mit «Fat Kitchens» über 200’000 Follower und ist Küchenchef des Logistikbataillons 92.

Yasin Tüzci / Fatkitchens
Publiziert

«Fatkitchens»Selbst die Schweizer Armee folgt Foodblogger Ergin (25)

Ergin Dogan ist Küchenchef des Logistikbataillons 92 und geht als «Fatkitchens» mit seinen Militär-Rezepten auf Tiktok viral. Wie sein Traum-Fresspäckli aussieht und was Döner in der Kaserne bewirken kann.

von
Luise Faupel

«In Zusammenarbeit mit der Schweizer Armee habe ich heute wieder eines meiner Lieblingsgerichte gekocht: Paprika-Rindsgulasch mit Kartoffelstock», schreibt Ergin Dogan unter ein Video auf seinem Tiktok-Account. Ergin ist Armeekoch und Foodblogger und begeistert auf Instagram und Tiktok über 200’000 Follower und Followerinnen. Seine Videos werden teilweise über acht Millionen Mal angeschaut.

Über Nacht ein Tiktok-Star

Mit seinem Account begann Ergin bereits im ersten Lockdown: «Damals jedoch recht unprofessionell – ich habe mit dem Handy in der Hand gefilmt und war eher wenig erfolgreich», erzählt er. Dann kam die Überraschung: «Ein Kumpel von mir hatte die Idee, draussen zu filmen und mit ASMR-Sound. Im Oktober ging eines meiner Videos dann auf Tiktok viral. Seither läuft es sehr gut, die Followerzahlen wachsen». 

«Das fettige Essen, das ich in zivil drehe, gehört fest zu Fat Kitchens. Die Videos in Uniform sind jene, die dem Reglement der Armee entsprechen – natürlich etwas aufgehübscht auf den Tellern», so Ergin. Auch die Schweizer Armee ist Fan von Fat Kitchens und teilt Ergins Instagram-Reels sogar mittlerweile auf dem offiziellen Account.

Die Instagram- und Tiktok-Accounts namens Fatkitchens entstanden im ersten Lockdown.

Die Instagram- und Tiktok-Accounts namens Fatkitchens entstanden im ersten Lockdown.

Danijel (Ramsay King) / Fatkitchens
Der Name Fatkitchens kommt nicht von irgendwo – Ergin liebt fettiges Essen, wie er sagt.

Der Name Fatkitchens kommt nicht von irgendwo – Ergin liebt fettiges Essen, wie er sagt.

Yasin Tüzci / Fatkitchens
Cordon Bleu, präsentiert bei Fatkitchens.

Cordon Bleu, präsentiert bei Fatkitchens.

Yasin Tüzci / Fatkitchens

«Wenn die Truppe gut isst, ist die Stimmung angenehmer» 

«Meine Leidenschaft fürs Kochen ist schwer in Worte zu fassen», erzählt der 25-Jährige. Vor fünf Jahren hat er sich deshalb dazu entschieden, einen Lehrgang zum Küchenchef zu machen: «Um selber zu entscheiden, wie ich meine Truppe verpflegen kann». Er liebe es, durchs Essen Menschen glücklich zu machen und betont: «Wenn die Truppe gut isst, ist die Stimmung in den Unterkünften angenehmer».

Ergins Arbeitstag bei der Armee beginnt um 5.30 Uhr, wie beim Rest der Kompanie. «Meine Truppenköche stehen bereits um 4.50 Uhr auf und bereiten das Frühstück zu. Mich braucht es dafür nicht, weil ich ihnen vertraue». Beim morgendlichen Briefing bespricht er mit den Köchen das Mittags-und Abendmenü und verteilt Aufgaben.

8.75 Franken für vier Gerichte

Ergins Team umfasst drei Truppenköche und einen Küchenlogistiker. Den Einkauf übernimmt meistens er selbst: «Ich beteilige mich aktiv an der Menüzubereitung. Auch bei den Feldverpflegungen verteile ich das Essen – unsere Kompanie ist über Mittag oft bei Übungen».

Die Truppe sei besser drauf, wenn das Essen schmeckt, so der Küchenchef.

Die Truppe sei besser drauf, wenn das Essen schmeckt, so der Küchenchef.

Francesco Venuto
Im Jahr 2017 liess sich Ergin zum Küchenchef ausbilden.

Im Jahr 2017 liess sich Ergin zum Küchenchef ausbilden.

Francesco Venuto
Ergin präsentiert sein Chili con Carne.

Ergin präsentiert sein Chili con Carne.

Yasin Tüzci / Fatkitchens

Zu seinen Aufgaben gehört es auch, zu schauen, ob Budget und Menükosten für den sogenannten Armeeproviant (A-Prov) übereinstimmen. «Da die Armee in sehr grossen Mengen einkauft, ist es uns möglich, Produkte günstiger zu beziehen».

Praktisch, denn pro Soldat stehen pro Tag nur 8.75 Franken für vier Gerichte zur Verfügung. Das sind Frühstück, eine Zwischenverpflegung, Mittag- und Abendessen. «Fleisch und Milchprodukte stammen immer aus der Schweiz, das ist wichtig», so Dogan.

Vegi-Alternativen sind ein Must

Ergin schwärmt von der Vielfalt und Freiheit, die die Armee ihm als Küchenchef zur Verfügung stelle. Dennoch gibts gewisse Regeln, die befolgt werden müssen: Bei fleischhaltigem Essen muss beispielsweise eine Kerntemperaturkontrolle durchgeführt und vom Koch per Unterschrift abgesegnet werden. «Gemäss unserem Reglement sollte es zudem immer auch eine fleischlose Variante geben», erklärt Ergin.

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Die Fleischkomponente wird dann, wenn möglich, durch eine Alternative auf Pflanzen-, Milch- oder Eibasis ersetzt. Für die Durchsetzung des Reglements sind der Kommandant, der Fourier und der Küchenchef gemeinsam verantwortlich.

Fleischhaltige Gerichte wie diese Bolognese werden für Vegis leicht abgewandelt.

Fleischhaltige Gerichte wie diese Bolognese werden für Vegis leicht abgewandelt.

Fat Kitchens / Ergin Dogan

«Teigwaren Tricolore sind mir verleidet»

Im letzten WK hat Ergin etwa 135 Personen verpflegt – das sind wenige, im Vergleich zu den 1500 bis 2000 während seiner Rekrutenschule in Thun. Bei immer wiederkehrenden Menüs kann einem eine Zutat auch schon mal verleiden: «Bei mir sind das die Teigwaren Tricolore», so Ergin.

Dennoch ist er der Überzeugung, sein Beruf werde nie langweilig. «Mir kommen immer neue Ideen in den Sinn. Und ich kann so vieles mit meinem Essen bewirken», so Ergin. «Das Einzige, was an diesem Beruf nicht so toll ist, ist der Lohn – das ist aber ja kein Geheimnis.»

«Die Teigwaren Tricolore sind einfach nicht mein Fall», erzählt Ergin.

«Die Teigwaren Tricolore sind einfach nicht mein Fall», erzählt Ergin.

Getty Images/iStockphoto

Das Lieblingsessen in den Kasernen

Auf die Frage, wie für ihn das perfekte Fresspäckli aussieht, antwortet Ergin: «Es braucht Red Bull und andere Softdrinks für die Energie, eine Tüte Chips für die freien Stunden am Abend, eine Wurst oder Salami und etwas Süsses – das wäre perfekt». Lasagne sei wohl das aktuelle Lieblingsessen der Truppen. «Aber auch bei Döner oder Bratwurst mit Rösti freuen sich die Soldaten extrem und sprechen der Küche immer ein riesengrosses Lob aus». 

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