Silo-FestivalErstes Openair erlässt ein Handyverbot
Smartphones sind am Silo-Festival in Hünenberg ZG nicht erwünscht. Ein Modell, das auch an grösseren Openairs Schule machen könnte.
- von
- Neil Werndli
Handys sind an Festivals Fluch und Segen zugleich. Dank unseren Smartphones sind wir ständig mit unseren Freunden vernetzt – viele Openairs bieten mittlerweile sogar eigene Apps an. Andererseits können Besucher, die drei Viertel der Konzerte durch ihren Bildschirm schauen, das Erlebnis auch ruinieren.
«Hier spielt das echte Leben», heisst es auf der Website des Silo 2016, das dieses Wochenende in Hünenberg ZG stattfindet. Darunter prangt der Hinweis, dass das Festival in Hünenberg «handyfreie Zone» ist. «Wir möchten Euch zeigen, dass es auch heute noch ohne Handy geht. Direkt von Mensch zu Mensch, wie früher», schreiben die Veranstalter.
«Sich mal wieder in die Augen schauen»
«Mit den Smartphones geht doch ein grosser Teil des Spirits eines Festivals verloren», sagt Veranstalter Pascal Bühler zu 20 Minuten. «Es ist doch schön, wenn sich die Leute mal wieder in die Augen schauen, statt sich einfach mit dem Handy zu verdrücken.» Bühler sei zudem selber Musiker und wisse, wie unangenehm ein Auftritt für Bands sein kann, wenn die Zuschauer nur in ihr Smartphone vertieft sind.
Das Kleidermotto des ersten Silo-Festivals ist «modern Hippie». Dazu passt das Handyverbot perfekt. Und Bühler ist es todernst: «Wir sind absolut konsequent», sagt er. Werde ein Besucher mit dem Smartphone erwischt, gebe es eine Verwarnung. «Und wer es dann noch nicht schnallt, ist bei uns wohl einfach am falschen Ort.» Auf das Verbot wird schon vor dem Einlass aufmerksam gemacht. Dort können die Besucher ihr Handy auch abgeben. Auf dem Festivalbändel ist, wie man das von Garderoben kennt, eine Nummer gespeichert, mit der man sein Gerät am Ende wieder abholen kann.
Anreiz wäre sinnvoller
Social-Media-Experte Manuel P. Nappo hält das Handy-Verbot für eine gute Marketingstrategie. «In der heutigen Zeit können sich Veranstalter mit einem solchen Verbot natürlich extrem profilieren.» Die Aufforderung, dass sich die Besucher auf eine Offline-Zeit besinnen sollten, um einmal bewusst mit anderen Menschen den Moment zu geniessen, sei spannend. Das sorge für Gesprächsstoff und ziehe die Aufmerksamkeit auf das Festival. Er sei aber gespannt, wie das Verbot bei den jungen Menschen ankomme. «Es ist gut möglich, dass einige lieber auf das Festival als auf das Handy verzichten.»
Laut Nappo wäre es sympathischer gewesen, wenn die Veranstalter den Handy-Verzicht mit einem Wettbewerb als Anreiz freiwillig gemacht hätten. «Wer es das ganze Wochenende ohne Handy aushält, würde dann zum Beispiel ein Meet and Greet mit einer Band oder einen Freipass für das nächste Festival gewinnen.»
«Man kann sich zurufen»
Angst um die Sicherheit hat man am Silo-Festival keine. Auch wenn ein Sturm ausbrechen sollte und die Besucher ohne Kommunikationsmöglichkeit auf dem Gelände sind, wäre eine Evakuation problemlos möglich: «Für solche Fälle gibt es natürlich ein Sicherheitskonzept», sagt Bühler. «Und das Festivalgelände ist extrem klein – da kann man jemandem zurufen und er hört dich auf der anderen Seite.» Im Notfall würde man mit Funk und Megafonen arbeiten.
Ob es auch an grösseren Festivals ein Smartphoneverbot braucht? «Absolut nicht», findet Bühler. Er habe grundsätzlich nichts gegen Handys. «Aber etwas Abwechslung kann unserer Festivallandschaft nicht schaden.»
Am Silo-Festival treten Acts wie die Zürcher Bands Me.Man.Machine und Rival Kings auf. Das ganze Line-up finden Sie hier.