BielErstmals Klasse nur mit Migrantenkindern
Eine Schulklasse ohne Schweizer: Dies ist in Biel zum ersten Mal der Fall. Bildungsexperten finden dies problematisch.
- von
- Bigna Silberschmidt

Das Oberstufenzentrum Mett-Bözingen in Biel.
Zu Hause reden sie Albanisch, Vietnamesisch oder Italienisch, aber selten Deutsch: Die Realschüler der Klasse 7B des Oberstufenzentrums Mett-Bözingen stammen alle aus Migrantenfamilien. Laut dem «Bieler Tagblatt» ist es die erste Bieler Klasse ohne Schweizer.
Für den Zürcher Bildungsforscher Urs Moser ist klar: «Die Nationalität allein spielt keine Rolle. Ein bildungsferner Hintergrund ist aber problematisch.» In einem Herkunftsprojekt von Realschülern der Bieler Oberstufenschule kam heraus, dass ihre Mütter durchschnittlich vier Jahre zur Schule gingen und viele Eltern einem Aushilfsjob oder gar keiner Arbeit nachgehen. Folglich fehlt die Unterstützung von zu Hause, was laut Moser zu einer Belastung und einem immensen Mehraufwand bei den Lehrern führe. Die Bieler Co-Schulleiterin Ursula Pfister dazu: «Man wird nicht Lehrer, weil man die ganze Zeit Sozialarbeiter sein und gruppendynamische Prozesse lösen will.» Dies erschwert auch die Lehrersuche: Das betroffene Schulhaus erhält pro Stelle nur rund eine geeignete Bewerbung.
Bei Lösungsansätzen ist man uneins. SP-Grossrätin Elisabeth Hufschmid plädiert für durchmischteres Wohnen: «Es sollte Quartiere mit Genossenschafts- und Eigentumswohnungen geben, um einer Gettoisierung entgegenzuwirken.» Ausserdem müssten die Schüler mehr individuell gefördert werden. Moser steht dem kritisch gegenüber: Er würde bei der Sensibilisierung der Eltern für die Wichtigkeit der Schule ansetzen.