Lehrmeister über Lehrlinge: «Es fehlt an Disziplin und Durchhaltewillen»

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Lehrmeister über Lehrlinge«Es fehlt an Disziplin und Durchhaltewillen»

Viele Lehrlinge sind nach der Schnupperlehre enttäuscht vom Berufsalltag. Jetzt schlagen Lehrmeister zurück: Man müsse sich auch mal durchbeissen können.

Noah Knüsel
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Noah Knüsel
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Viele 20-Minuten-Leser waren nach der Schnupperlehre vom Berufsalltag ernüchtert. Er sei nur noch der «Löli für alle» gewesen, sagt etwa Raphael (Name bekannt). (Symbolbild)

Viele 20-Minuten-Leser waren nach der Schnupperlehre vom Berufsalltag ernüchtert. Er sei nur noch der «Löli für alle» gewesen, sagt etwa Raphael (Name bekannt). (Symbolbild)

Keystone/Gaetan Bally
Doch auch für Lehrmeister können Lehrlinge eine Herausforderung sein. Drei von ihnen erzählen, worauf sie bei der Rekrutierung achten und was für sie gar nicht geht. (Symbolbild)

Doch auch für Lehrmeister können Lehrlinge eine Herausforderung sein. Drei von ihnen erzählen, worauf sie bei der Rekrutierung achten und was für sie gar nicht geht. (Symbolbild)

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«Ich wurde in den letzten Jahren einige Male von neuen Lehrlingen enttäuscht», sagt etwa Matthias Ritter, dem eine Bedachungsfirma gehört. Es fehle teilweise an Durchhaltewillen und Disziplin. (Symbolbild)

«Ich wurde in den letzten Jahren einige Male von neuen Lehrlingen enttäuscht», sagt etwa Matthias Ritter, dem eine Bedachungsfirma gehört. Es fehle teilweise an Durchhaltewillen und Disziplin. (Symbolbild)

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Nur noch der «Löli für alle sein» oder die am Schnuppertag gezeigten Aufgaben gar nie machen dürfen: Zahlreiche 20-Minuten-Leser berichteten, sie seien nach der Schnupperlehre vom Berufsalltag ernüchtert gewesen.

Doch auch für Lehrmeister können Lehrlinge eine Herausforderung sein. Drei von ihnen erzählen, worauf sie bei der Rekrutierung achten, und was für sie gar nicht geht.

Matthias Ritter, Chef einer Bedachungsfirma mit 12 Mitarbeitern und SVP-Landrat (BL):«Lehrlinge sind nicht mehr belastbar»

«Ich wurde in den letzten Jahren einige Male von neuen Lehrlingen enttäuscht. Sie waren motiviert in der Schnupperwoche, aber im Berufsalltag sah es anders aus. Denn der Beruf ist kein Zuckerschlecken, es ist harte körperliche Arbeit. Einerseits sind die Lehrlinge überfordert oder finden es zu anstrengend, andererseits fehlt auch der Durchhaltewille und eine gewisse Disziplin. Das liegt auch an der Erziehung und am Zeitgeist. Man ist nicht mehr so belastbar wie früher.

Aber es gibt auch mehr Stress: Schulabgänger müssen unbedingt eine Lehrstelle finden, und auch auf der Baustelle hat der Termindruck zugenommen.»

Sandra Sollberger, Malermeisterin mit 14 Mitarbeitern und SVP-Nationalrätin:«Schnupperlehrling war am Handy»

«Uns ist die Rekrutierung sehr wichtig. Wir haben einen mehrstufigen Prozess, in dem wir etwa auch mit den Eltern Gespräche führen und schauen, in welchem Umfeld der Lehrling lebt und wo es Probleme geben könnte.

Da wir so viel Aufwand bei der Rekrutierung betreiben, haben wir in der Lehre selbst wenig Probleme. Bei der Schnupperlehre schon eher: Am häufigsten haben wir beobachtet, dass Schnupperlehrlinge zu viel am Handy sind oder dass sie unpünktlich sind und sich schlecht vorbereiten. Für mich liegt das an der Erziehung. Respekt gegenüber Mitmenschen, dazu zähle ich die Pünktlichkeit, muss man von klein auf erlernen. Das ist klar Aufgabe der Eltern.

Ich erwarte von einem Schnupperlehrling, dass er zuverlässig ist und vollen Einsatz zeigt. Denn auch die Lehre wird kein Zuckerschlecken. Wir versuchen, unsere Schnupperwoche so realitätsnah wie möglich zu gestalten. Der Schnupperlehrling geht mit auf die Baustelle und sieht den dortigen Alltag.»

Stefan Gaug, Berufsbildner für Elektroniker in einem Betrieb mit 120 Mitarbeitern: «Versuchen, ein möglichst breites Bild zu zeigen»

«Vielleicht hatten wir bis jetzt immer Glück, aber wir hatten noch nie Probleme mit Lehrlingen. Der eine oder andere ist etwas vorlaut, aber das ist nicht schlimm. Immer noch besser, als wenn sie zu schüchtern sind. Man merkt aber schnell, wenn jemandem der Beruf nicht gefällt. Weil Elektroniker ein sehr technisch-mathematischer Job ist, gibt es sowieso nur einen kleinen und relativ spezifischen Teil der Schulabgänger, der sich dafür interessiert.

Was aber tatsächlich ein Problem ist: Im ersten Lehrjahr hat man sehr wenig Basiswissen, daher können die Lehrlinge noch nicht so viel machen. So kann es eintönig werden. Das wird aber im zweiten und dritten Lehrjahr besser.

Wir versuchen, in der Schnupperlehre ein möglichst breites Bild zu zeigen. Wenn man aber im ersten Lehrjahr merkt, dass einen die Materie Elektronik weder im Betrieb noch in der Berufsschule interessiert, sollte man besser eine neue Lehre beginnen.»

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