Brutale Hooligan-Attacke«Es ist eine Frage der Zeit, bis es Tote gibt»
Ende Februar attackierten sich GC- und FCZ-Ultras im Zürcher Kreis 5. Die Stadtpolizei sucht mit einem Video Zeugen.
- von
- som
Im Video bewerfen sich Fans mit Gegenständen und treten auf eine am Boden liegende Person.
Mehrere Dutzend Fussball-Hooligans stürmen vom Bahnhof Hardbrücke zum Maagplatz. Einige von ihnen sind vermummt. Dort bewerfen sie sich mit Gegenständen – Unbekannte werfen zwei junge GC-Anhänger zu Boden und malträtieren ihre Köpfe mit Fusstritten.
Diese Szene wurde am 28. Februar 2018 vor dem Fussball-Cup-Halbfinalspiel FCZ – GC aufgenommen. Die Stadtpolizei Zürich veröffentlicht es im Auftrag der Staatsanwaltschaft, weil sie Zeugen sucht.
Um 18.15 Uhr wurde die Stadtpolizei gemäss Mitteilung vom Donnerstag zum Platz vor dem Prime Tower gerufen, da dort eine Schlägerei im Gange sei. Als die Polizisten auf den Platz gelangen wollten, wurden sie mit verschiedenen Gegenständen beworfen und angegriffen, daraufhin wurde Gummischrot eingesetzt.
Gleichzeitig bemerkten die Beamten, dass im Hintergrund verletzte Fussballfans von Vermummten weggebracht wurden. Als die Polizisten nach kurzer Zeit auf dem Maagplatz vor dem Prime Tower eintrafen, befanden sich bereits keine Verletzten oder andere Personen mehr dort.
«Frage der Zeit, bis es Tote gibt»
Laut dem zuständigen Staatsanwalt Edwin Lüscher wurden die wüsten Szenen von Überwachungskameras aufgenommen: «Die Gewalt im Video ist aussergewöhnlich heftig.» Seines Wissens sei es das erste Video von Hooligan-Gewalt, das eine Staatsanwaltschaft veröffentliche: «Einerseits wollen wir so die Täter finden.» Diese müssten sich wegen schwerer versuchter Körperverletzung verantworten und mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 10 Jahren rechnen, so Lüscher.
«Andererseits hoffen wir aber auch, dass die Diskussion um Fangewalt entfacht wird.» Alle Beteiligten seien gefordert, dass dies nicht mehr vorkommt: «Es wäre schön, wenn der Sport wieder im Vordergrund stehen würde.»
Ein Patentrezept habe er nicht. Fakt ist aber, dass Gewalt unter Fussballfans in den letzten Monaten massiv zugenommen hat: «Wenn es so weiter geht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es Schwerverletzte oder Tote gibt.»
Über die Gründe könne er nur spekulieren. «Vielleicht hat dies mit der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung zu tun», sagt Lüscher, der seit Jahren auf diesem Gebiet arbeitet. «Früher hatten Hooligans wenigstens noch eine Art Ehrenkodex. Wenn jemand auf dem Boden lag, hörten sie auf.»