Liebe Lady Gaga ...: Es reicht langsam!

Aktualisiert

Liebe Lady Gaga ...Es reicht langsam!

Unsere Autorin hat genug von Gagas Eskapaden und wünscht sich von der Sängerin wieder mehr Lady und weniger Gaga.

Alexandra Kruse
von
Alexandra Kruse

Liebe Lady Gaga

Ich weiss, du hast gerade echt Besseres zu tun: «Artpop», dein neues Album, Trennungsgerüchte und so, dreimal am Tag Bikram-Yoga, Latexröcke, pudern lassen, Haare ausreissen und wieder ankleben. Aua. Und keine Frage, Mother

Monster, du hast eine Botschaft und mit «Born This Way» viel erreicht und bewegt. Man sagt, deine Stimme sei besser als die von Madonna – aber Assistentinnen misshandeln ist super uncool. Ruf mal Naomi Campbell an.

Dann diese Gerüchte über ein Burn-out, die Bilder im Rollstuhl, barfuss, ohne Hose – wahrscheinlich musstest du dich einfach mal kurz erholen und auspennen. Nach gefühlten 5678 Rollenwechseln und Kostümen, für die «wirr» der richtige Ausdruck ist, wirst du dich sicher auch schon gefragt haben, wer du eigentlich selber bist! Vermutlich sitzt dir eine ganze Armee von Musik­managern im rasierten Nacken, die weiss, was für ihr «Produkt» (nämlich du!) am besten ist.

Genug Nippelshow, lieber mehr Zurückhaltung

Und rät dir eventuell auch mal zu einem absurden Kunstblumen­helm, zu karierten Sonnen­brillen und diaboli­schem Schuhwerk, mit dem du anscheinend gern auch ins Bett gehst. Mal abge­sehen von deinem Pseudo-Geschmuse mit der Kunst­szene und der

innigen Begegnung mit einem überdimensio­nalen Bergkristall in

Marina Abramovics Video, einer Meditation auf die Reste der Berliner Mauer im Elfengewand und an­de­rem Irrsinn: Jetzt reiss dich mal zusammen!

Ehrlich gesagt versteh ich generell nicht, was diese ganze Nippelshow soll – so viele un­nötig Nackte gab es seit den 68ern nicht mehr! Deine Berufskolleginnen jedenfalls fühlen sich stark inspiriert: Miley Cyrus reitet im Eva­kostüm nur mit einem Paar Doc Martens bekleidet eine Abrisskugel, Rihanna zieht natürlich ebenfalls blank und wackelt mit tacky Chanel-Schmuck behangen ein bisschen mit dem Popo. Meine Damen, das ist K.E. I. N. guter Stil! Womöglich gibt es auch eine astrologische Er­klärung: Ein garstiger Saturn klebt dir am Skorpion-Aszendenten wie die Swarovski-Steinchen an deinen Brillen (mir übrigens auch – I feel you, Gaga!).

Spätestens 2015 wird alles besser, dann zieht Saturn ein Häuschen weiter. Bis dahin: Zieh dir bitte was Vernünfti­ges an. Ich jedenfalls wünsche mir etwas mehr Lady, weniger Gaga. Und dir endlich ein Album, das man sich anhört und einem dein wunder­bares, musikalisches Wesen hinter all den optischen Ablenkungsmanövern enthüllt. Denn auch auf «Artpop» willst du nur das ganz Grosse: Kunst! Liebe! Sex! Fashion! Applaus! In hiesigen Zeiten, in denen alle auf den gleichen Big-Bang-Knopf drücken, hätte ein bisschen mehr Zurückhaltung die grössere Wirkung erzielt. Erst recht bei dir. Take care, Stefani Joanne Angelina Germa­notta.

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