Überbehütete Kinder«Es sollte eine Prüfung für Kindererziehung geben»
In der Schweiz stellen Lehrpersonen eine Zunahme von überbehüteten und quengeligen Kindern fest. Viele Leserinnen und Leser verwundert das nicht.

- von
- Gabriela Graber
Darum gehts
Überbehütete Kinder neigen dazu, quengelig und unselbstständig zu sein, sagen Experten.
In der Schweiz stellen Lehrpersonen eine Zunahme von verzogenen Kindern und Jugendlichen fest.
Hier liest du, was die 20-Minuten-Community darüber denkt.
Laut deutschen Forschern sind Kinder und Jugendliche so quengelig und unselbstständig wie noch nie. Den Grund sehen sie in einem zu beschützenden Erziehungsstil. «Ja, dieses Überbehüten und Verantwortung-Abnehmen kommt immer mehr vor», bestätigt auch Daniel Kachel, Lehrer und Präsident des Verbands der Sekundarlehrkräfte des Kantons Zürich.
«Viele Eltern glauben, ihrem Kind etwas Gutes zu tun, indem sie alles organisieren und strukturieren. Doch damit gewöhnen sich die Kinder nur daran, dass alles um sie herum designt wird», sagt Beat A. Schwendimann, Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH). Die Folgen könnten Unselbstständigkeit, eine tiefe Frustrationstoleranz und geringes Durchhaltevermögen sein.
«Die Kinder von heute werden nicht richtig erzogen»
In der 20-Minuten-Community wird das Thema rege diskutiert. Viele Leserinnen und Leser sind etwa der Überzeugung, dass heutige Erziehungsstile zu dieser Entwicklung geführt hätten. «Die Kinder von heute werden nicht richtig erzogen und sind nicht selbstständig. Ich bin dankbar, dass uns meine Mutter mit Strenge erzogen hat», kommentiert User einfach12.
Userinnen und User erachten verschiedene Umstände als problematisch. «Viele Kinder erleben zu Hause keinen Alltag mehr und werden nur noch ‹organisiert›. So lernen sie grundlegende Verhaltensweisen und motorische sowie persönliche Fähigkeiten nicht mehr», so User Momof4. Leser flade sieht die Mitschuld dieser Entwicklung in der Digitalisierung. «Diese Kinder sind nicht überbehütet, sondern eher vernachlässigt. Sie werden von Grund auf mit Technik und künstlichen Welten eingedeckt, von denen die Eltern gar keine Ahnung haben. Wie sollen sie die reale Welt verstehen?» User menschlicher mensch erachtet dagegen die Schule als Sündenbock: «Beim heutigen Schulsystem ist diese Entwicklung verständlich.»
«Es ist wichtig, Kinder so zu erziehen, dass sie mit ihren Gefühlen klarkommen»
Auch zahlreiche andere Community-Mitglieder kritisieren Eltern und ihre Erziehungsstile scharf. «Es braucht wieder mehr Disziplin in Sachen Erziehung – und da sind hauptsächlich die Eltern in die Pflicht zu nehmen», sagt User Armbändeli. User AudiFahrer findet sogar: «Fast jeder kann Kinder kriegen. Doch das heisst noch lange nicht, dass man auch dazu fähig ist, sie grosszuziehen. Es sollte eine Prüfung für Kindererziehung geben.»
User rafü wehrt sich vehement gegen diese Kritik und die Vorwürfe an die Kinder: «Heute wird mit mehr Liebe erzogen! Das ganze System basiert doch nur noch auf Leistung und Druck. Es ist wichtig, seine Kinder so zu erziehen, dass sie mit ihren Gefühlen klarkommen und diese zeigen dürfen.» Andere Userinnen und User sind der Problematik dagegen noch nie begegnet. User Krassmann schreibt: «Mein ganzes Umfeld erzieht ihren Nachwuchs anständig.»
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