Koch zur Pöbelei: «Es tut mir leid für all die Zuhörer»

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Koch zur Pöbelei«Es tut mir leid für all die Zuhörer»

Am Montagabend nahm Daniel Koch an einem Anlass im Zürcher Grossmünster teil und wurde von Corona-Skeptikern angepöbelt. «Mister Corona» zeigt sich enttäuscht.

von
Joel Probst

Am Montag wurde Daniel Koch bei einer Veranstaltung im Grossmünster von Corona-Skeptikern angepöbelt.

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Darum gehts

  • Am Mittwochabend nahm Daniel Koch an einem Anlass im Zürcher Grossmünster teil.
  • Corona-Skeptiker pöbelten ihn an und bezichtigten ihn des Lügens und der Gotteslästerung.
  • Daniel Koch ist enttäuscht, der Anlass habe dem Meinungsaustausch nicht geholfen.
  • Der Grossmünster-Pfarrer hingegen erlebte die Veranstaltung positiv.

Unruhe im Grossmünster: Daniel Koch besuchte die Zürcher Kirche am Montagabend, um sich mit Pfarrer Christoph Sigrist über seine Person und die Pandemie zu unterhalten, wie der «Blick» schreibt. Doch auch Corona-Skeptiker waren unter den Zuschauern – und wehrten sich lautstark gegen die Ausführungen des ehemaligen Corona-Experten des BAG.

Gegen Ende der Veranstaltung wird die Stimmung immer unruhiger, wie ein Video zeigt. Die Schar aus Corona-Skeptikern sammelt sich um Koch. Sie rufen dem pensionierten BAG-Beamten «Gotteslästerung» zu und bezichtigen ihn des Lügens. «Mister Corona» bleibt trotz der Anfeindungen und steter Zwischenrufe ruhig und sucht das Gespräch. Doch irgendwann reisst sein Geduldsfaden: «Lasst ihr mich ausreden?», fragt er zuerst. Dann wird er deutlich: «Es reicht», sagt er. Unter lauten Rufen der Corona-Skeptiker verlässt er das Podest.

Koch: «Das hilft dem Meinungsaustausch nicht»

Über die Ereignisse im Grossmünster ist Koch alles andere als glücklich: «Ich glaube an einen konstruktiv kritischen Meinungsaustausch und gegenseitigen Respekt», sagt er auf Anfrage von 20 Minuten. Deshalb habe er an der öffentlichen Veranstaltung im Grossmünster teilgenommen. Doch: «Das gestrige Ereignis hilft dem Meinungsaustausch nicht. Es tut mir leid für all jene Zuhörer, welche keine Gelegenheit mehr hatten, mit mir zu sprechen», so «Mister Corona» enttäuscht.

Anders tönt es von Grossmünster-Pfarrer Christoph Sigrist. Er ist trotz allem zufrieden: «Ich habe den Anlass selber sehr positiv wahrgenommen», sagt er zu 20 Minuten. «Es ist sehr wichtig, dass man auch die kritischen Stimmen in die Diskussion einbringen kann.» Daniel Koch habe sich der Kritik gestellt: «Erst in dem Moment, als die Emotionen so hochkochten, dass man ihm nicht mehr zuhörte, hat er sich zurückgezogen. Da machte es keinen Sinn mehr, zu diskutieren.»

Von einem Tumult will Sigrist aber nicht sprechen: «Man hat heftig miteinander diskutiert. Es ist ein emotionales Thema.» Auch am Verhalten der Corona-Skeptiker hat sich der Pfarrer nicht gestört. Wegen der Emotionen seien zwar auch respektlose Äusserungen gegenüber Koch gefallen, sagt er. Ansonsten sei die Veranstaltung aber ruhig verlaufen, die Skeptiker hätten nicht gestört.

Pfarrer Christoph Sigrist, der den Anlass organisierte, nahm das Geschehen trotzdem positiv wahr.

Pfarrer Christoph Sigrist, der den Anlass organisierte, nahm das Geschehen trotzdem positiv wahr.

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Pfarrer würde nichts anders machen

Nach der Veranstaltung habe Koch das Grossmünster nicht durch eine Hintertür, sondern eine ganz «normale Türe» verlassen. «Anschliessend ging ich mit ihm noch eins ziehen.» Koch sei gut gelaunt gewesen: «Er schätzte die Diskussion sehr.»

Sigrist würde auch bei einem nächsten Anlass nichts anders machen: «Ich habe erahnt, dass auch Corona-skeptische Leute kommen.» Das sei auch in Ordnung, schliesslich sei es eine öffentliche Veranstaltung gewesen. Auch in einer Kirche müsse man diskutieren können: «Zwingli hat noch viel verrückter gestritten im Grossmünster. In dieser Kirche ging es bei weitem nicht immer ruhig und fromm zu und her.»

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