Martin Österdahl wehrt sich«Bühne soll frei von politischen Statements bleiben» – sagt ESC-Chef
Steht der Eurovision Song Contest zu sehr im Zeichen der russischen Invasion in die Ukraine? Nicht, wenn es nach den Organisatoren geht. Sie wollen auch dieses Jahr Musik und Politik nicht vermischen.
Darum gehts
Der diesjährige Eurovision Song Contest steht in der Kritik, politisch und nicht neutral zu sein.
Der Grund: Seit Kriegsbeginn steht die Ukraine in den Wettbüros auf Platz eins und gilt als Sieger.
Es wird mit Solidaritätspunkten für die Nation gerechnet.
Am Dienstag konnten sie sich – wenig überraschend – für das ESC-Finale am Samstag qualifizieren.
Der ESC-Chef Martin Österdahl widerspricht nun dieser Kritik und will die Bühne weiterhin neutral halten.
Der Krieg in der Ukraine ist auch beim diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) Thema – ein Anlass, bei dem politische Gesten und Aussagen offiziell keinen Platz haben. Die grosse, internationale Bühne für derartige Statements zu öffnen, sehen die Organisatoren auch weiterhin nicht. «Vor 66 Jahren haben wir entschieden, diese Bühne frei von politischen Statements zu lassen, und wir würden sie gerne weiter frei davon lassen», sagte ESC-Chef Martin Österdahl am Mittwochabend während einer Pressekonferenz in Turin. Ihm zufolge habe man beim ersten Halbfinale am Dienstag sehen können, dass die Organisation dazu auch in der Lage sei.
Jeder Auftritt werde zwar sehr sorgfältig geprobt, erklärte der 46-Jährige weiter. Das Risiko, dass in der Liveübertragung doch ein politisches Statement geäussert werde, bestehe aber immer. So sorgte im vergangenen Jahr beispielsweise die Adler-Geste des Schweizer Vertreters Gjon’s Tears hierzulande für rote Köpfe.

Als Gjon's Tears 2021 zwölf Punkte von den albanischen Zuschauerinnen und Zuschauern bekommt, bedankt er sich mit einem Doppeladler. Dafür erntet er einen Shitstorm und entschuldigt sich anschliessend.
Obwohl Verstösse gegen das strenge Regelwerk der Europäischen Rundfunkunion (EBU), die den Musikwettbewerb veranstaltet, geahndet werden, bekundeten einige Künstlerinnen und Künstler mit kleinen Zeichen ihre Solidarität mit der von Russland angegriffenen Ukraine. Sie schwenkten Fähnchen oder äusserten sich abseits des Events in Interviews wohlwollend, direkte Statements auf der Bühne gab es aber nicht.
Was, wenn die Ukraine gewinnt?
Österdahl wolle aber nicht über ein unbekanntes Szenario spekulieren – ebenso wenig wie über einen möglichen Sieg der Ukraine, die seit Wochen in den Wettbüros mit ihren Vertretern, der Band Kalush Orchestra, und dem Lied «Stefania» als Gewinner gilt.
Denn nach den Regeln müsste der ESC 2023 im Gewinnerland stattfinden – in diesem Fall in einem potenziellen Krisengebiet. Die Anforderungen und Zuständigkeiten im Falle eines Sieges würden erst in den Wochen und Monaten danach mit dem Gastgeberland besprochen.
Beschäftigt dich oder jemanden, den du kennst, der Krieg in der Ukraine?
Hier findest du Hilfe für dich und andere:
Fragen und Antworten zum Krieg in der Ukraine (Staatssekretariat für Migration)
Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer SRK, Tel. 058 400 47 77
Kriegsangst?, Tipps von Pro Juventute
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Anmeldung und Infos für Gastfamilien:
Schweizerische Flüchtlingshilfe, Tel. 058 105 05 55
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