Katastrophe in JapanEvakuierte verlieren die Geduld
Evakuierte Anwohner des AKW Fukushima haben kein Zuhause mehr, keine Arbeit und kein Geld. Am Firmensitz von Tepco machten sie ihrem Zorn Luft und verlangten Entschädigungszahlungen.
- von
- Yuro Kageyama
- AP
Über einen Monat nach dem verheerenden Erdbeben, Tsunami und Reaktorunglück in Japan rücken evakuierte Anwohner des Katastrophen-Kraftwerks Fukushima der Betreibergesellschaft Tepco auf die Pelle.
Am Firmensitz in Tokio machten sie am Mittwoch ihrem Zorn Luft und verlangten, dass endlich eine Entschädigung gezahlt wird. «Ich kann nicht arbeiten, und das bedeutet, ich habe kein Geld», erklärte der Automechaniker Shigeaki Konno.
Er lebte elf Kilometer vom Atomkraftwerk Fukushima entfernt und musste wie Zehntausende weitere Anwohner wegen der Strahlung seine Heimat verlassen. «Das Gerede von Entschädigung ist nichts Konkretes. Wir brauchen sie schnell!», schimpfte er.
«Ich will nur, was mir zusteht»
Die Protestaktion der rund 20 Gewerbetreibenden aus der Umgebung des Kraftwerks spiegelt den wachsenden Frust in der japanischen Öffentlichkeit darüber wider, wie die Tokyo Electric Power Co. (Tepco) mit der Krise umgeht.
«Ihr habt jeden Tag eine warme Mahlzeit zu essen», hielt Konno den Tepco-Leuten entgegen, die die Protestierer beschwichtigen wollen. Die zwei Stück Brot täglich, die in seiner Notunterkunft ausgegeben würden, die werfe man nicht einmal den Hunden vor. «Ich verlange nicht mehr als das, worauf ich Anspruch habe. Ich will nur, was mir zusteht», sagte der Bauarbeiter Ichijiro Ishikawa.
Tepco-Führung entschuldigt sich
Manager Kensuke Takeuchi erklärte den protestierenden Anwohnern, das Unternehmen sei noch nicht darauf eingerichtet, Geld auszuzahlen. Er sagte aber zu, ihre Forderungen an höhere Stelle weiterzuleiten.
Tepco-Präsident Masataka Shimizu und weitere Mitglieder der Führungsetage verbeugten sich zum wiederholten Male zur Entschuldigung.
Shimizu versprach mehr für die Anwohner zu tun, die wegen des - inzwischen so schlimm wie Tschernobyl eingestuften - Atomunglücks nicht in ihr Heim oder an den Arbeitsplatz zurückkönnen. Bargeldzahlungen würden «so bald wie möglich bereitgestellt», sagte er vor Journalisten.