Stadt Bern: Ex-Bordellbetreiber will Gemeinderat werden

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Stadt BernEx-Bordellbetreiber will Gemeinderat werden

SVP-Gemeinderatskandidat Stefan Hofer hat früher das Bordell Kleopatra betrieben. Für seine Partei ist dies kein Problem.

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smü
Stefan Hofer will für die SVP in den Gemeinderat.

Stefan Hofer will für die SVP in den Gemeinderat.

Kein Anbieter/ZVG

Stefan Hofer führte von 2004 bis 2006 den Saunaclub Kleopatra in Bargen bei Aarberg. Bis 2014 besass Hofer die Liegenschaft und kassierte Mieteinnahmen, dies berichtet «Der Bund». 2009 machte der Club Schlagzeilen, weil 14 Frauen aus Bulgarien und Rumänien verhaftet wurden, die illegal in der Schweiz anschafften. Bereits unter der Leitung von Stefan Hofer sollen Prostituierte aus diesen Ländern gearbeitet haben, schreibt «Der Bund».

Dem widerspricht Stefan Hofer – es hätten keine Arbeitsverträge zwischen den Sex-Arbeiterinnen und dem Betreiber bestanden. Er sehe auch keine Doppelmoral hinter seiner Tätigkeit als SVP-Politiker und Mieteinnahmen aus einem Saunaclub. Er billige keineswegs Arbeit durch illegale Prostituierte. «Ich war 2009 nicht mehr Betreiber des Saunaclubs, sondern nur Liegenschaftseigentümer. Was der Mieter tut, kann ich nicht beeinflussen.» Er nehme den Wirbel um seine Vergangenheit mit «Erstaunen» zur Kenntnis: «Ich halte es für ein normales Gewerbe, und die Tätigkeit gehört zu meiner Vergangenheit.»

Er mache sich auch keine Sorgen um einen Imageschaden oder ausbleibende Wählerstimmen: «Ich gehe davon, dass die Wähler klar zwischen meiner unternehmerischen Vergangenheit und meiner politischen Arbeit unterscheiden können.»

SVP sieht kein Problem

Der Schaden für Hofer dürfe auch nach Ansicht des Politologen Mark Balsiger gering ausfallen. «Herr Hofer hat wegen seiner Vergangenheit nun einen Fettspritzer auf der weissen Weste. Er ist aber der unbekannteste der fünf SVP-Kandidaten und sowieso nur ein Listenfüller.» Schlecht dürfte der Wirbel um Hofers Millieu-Vergangenheit allenfalls für seine Partei sein. «Solche Schlagzeilen wünscht sich keine Partei im Wahlkampf. Es könnte sein, dass die SVP-Liste nun weniger Stimmen macht. Sie hat es verpasst, die Kandidaten im Vorfeld zu röntgen.»

Ein negatives Abfärben des Mini-Skandals auf die Partei befürchtet der Präsident der Stadtberner SVP nicht: «Herr Hofer ist Pilot und daher wie alle anderen Kandidaten sicher vom Intellekt her für dieses Amt geeignet. Wir sind eine Volkspartei und entsprechend unterschiedlich sind unsere Kandidaten», sagt Rudolf Friedli. Für die SVP Stadt Bern ist Hofers Vergangenheit laut Friedli kein Problem, dieser habe volle Rückendeckung. «Es liegen schliesslich keine Strafsachen gegen Herrn Hofer vor», so Friedli.

Die SVP Stadt Bern hatte am Montagabend fünf Kandidaten für die Gemeinderatswahlen offiziell nominiert. Neben Stefan Hofer, der heute als Pilot arbeitet, wurden Tierparkdirektor Bernd Schildger, Parteipräsident Rudolf Friedli, Grossrat Erich Hess und der parteilose Musiker Jimy Hofer aufgestellt. Die Gemeinderatswahlen finden im November 2016 statt.

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