Affäre um Klaus Volkert: Ex-Geliebte von VW-Kadermann packt aus

Aktualisiert

Affäre um Klaus VolkertEx-Geliebte von VW-Kadermann packt aus

Es ist wie im Krimi: Korruption, Bereicherung, Sexpartys und Verflechtungen mit der Politik. In der VW-Affäre steht die brasilianische Ex-Geliebte des Betriebsratschefs vor Gericht.

Brisant und delikat: Die VW-Affäre.

Brisant und delikat: Die VW-Affäre.

Im Skandal um Spesenbetrug und Sex-Reisen bei Volkswagen geht es nach sieben Jahren ein letztes Mal zur Sache: Die Ex-Geliebte des früheren Betriebsratschefs und verurteilten Haupttäters Klaus Volkert packt erstmals vor Gericht aus. Die 47 alte Brasilianerin Adriana Barros stellte sich am Dienstag dem Amtsgericht Wolfsburg.

Nach Angaben ihres Anwalts erlebte Barros nach dem Auffliegen des Skandals «einen persönlichen und beruflichen Vollzusammenbruch» und versank in Depressionen. Jetzt will die TV-Moderatorin in dem Prozess ihre «vollkommene berufliche und persönliche Rehabilitation» erreichen, wie Anwalt Hans-Joachim Gerst sagte. Die Frau gab pikante Details aus der Beziehung zu Volkert preis.

Barros, die für die Verhandlung aus Brasilien anreiste, wird Beihilfe zur Untreue zulasten von VW vorgeworfen. Sie soll mit nicht erfüllten Verträgen und durch Privatreisen auf VW-Kosten dabei geholfen haben, den grössten Autohersteller Europas um rund 350.000 Euro zu schädigen. Ihr Anwalt Gerst wies die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurück.

Barros erklärte, sie habe für die von VW eingestrichenen Honorare Filme abgeliefert und die Filmkassetten Volkert überreicht. «Wir haben eine Beziehung geführt, die sieben Jahre gedauert hat», sagte Barros über die Zeit vom Kennenlernen Volkerts 1998 bis 2005, als der Skandal aufflog.

Volkert machte per E-Mail Schluss

Volkert habe nach seinem Rücktritt Mitte 2005 per E-Mail Schluss gemacht, sagte seine Ex-Geliebte. Die Beziehung sei aber schon zuvor aufgeflogen. «Volkerts Frau fand eine Bordkarte mit meinem Namen in seinem Jackett», sagte die Brasilianerin, die Volkert auf vielen Reisen begleitet hatte.

Nachdem die Beziehung bekannt wurde, habe sie ihre Arbeit beim Fernsehen verloren, ihr Büro, ihre Wohnung und ihren guten Ruf. Laut Anwalt wird sie von ihrer Familie und ihrem Lebensgefährten unterstützt. Nach dem erwarteten Freispruch wolle sie «an ihre Karriere anknüpfen».

Die Staatsanwaltschaft vertrat die Ansicht, der einst mächtige Betriebsratschef habe seiner Geliebten VW-Aufträge in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro zugeschanzt, ohne dass es echte Gegenleistungen gegeben habe. Der damalige Personalvorstand Peter Hartz «liess sich auf Scheinverträge ein, weil er sich das Wohlwollen von Volkert erkaufen wollte». Abgerechnet wurden die Summen demnach über eine geheime Kostenstelle von Hartz.

Barros widersprach Strafbefehl

Laut Staatsanwalt Daniel Facca betrug der Schaden für VW 253.000 Euro wegen der Scheinverträge und 104.000 Euro für die Privatreisen rund um die Welt. Das Gericht hatte ursprünglich per Strafbefehl eine Bewährungsstrafe von einem Jahr gegen die Frau verhängt, dem sie widersprach.

Barros widersprach der Staatsanwaltschaft. Zu den Reisen sei sie von Volkert eingeladen worden. «Ich habe immer gedacht, dass Klaus bezahlt», sagte sei. Ausserdem habe sie Volkert von ihr gedrehte Filme gegeben. «Ausserdem stand ich ihm zur Verfügung», sagte sie.

Volkert war 2008 zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Das Gericht befand ihn der Beihilfe und Anstiftung zur Untreue für schuldig. Hartz, der die Spesen und Rechnungen am Ende auszahlen liess, erhielt wegen Untreue zwei Jahre Haft auf Bewährung und musste 576.000 Euro zahlen. Beide verloren ihre Jobs.

14 Beschuldigte

In der Affäre um Lustreisen und Betrugsversuche gab es 14 Beschuldigte. Volkert und andere Betriebsratsmitglieder hatten Privatausgaben als Spesen abgerechnet. Ausserdem besuchten Betriebsräte auf VW-Kosten Bordelle. Zudem bekam Volkert von Hartz ungerechtfertigte Sonderboni in Millionenhöhe. Volkert musste als einziger der Beschuldigten tatsächlich ins Gefängnis.

Für den Prozess gegen Barros sind fünf Tage angesetzt, das Urteil ist für 8. Mai geplant. Am 24. April soll Volkert aussagen.

(dapd)

Die VW-Affäre

Die Volkswagen-Affäre erschütterte im Jahr 2005 den grössten europäischen Autohersteller. Ein Überblick:

Sonderboni

Der damalige Betriebsratschef Klaus Volkert erhielt von VW Bonuszahlungen. Die Summe von zwei Millionen Euro wurde zusätzlich zu seinem Gehalt gezahlt. Die Überweisungen waren ungerechtfertigt, wie das Landgericht Braunschweig im Urteil gegen den früheren VW-Personalvorstand Peter Hartz feststellte. Hartz hatte die Gelder abgenickt. Er wurde dafür zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Sexpartys und Spesen

Über den später fristlos entlassenen Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer liess Hartz Reisen, Spesen und Vergnügungen von Volkert und anderen Betriebsräten praktisch ohne Kontrolle finanzieren. Gebauer sagte in Interviews, er habe Kosten für Luxusreisen, Frauen und edle Geschenke mit selbst verfassten Quittungen über ein besonderes Spesenkonto abgerechnet. Der Schaden betrug mindestens 1,25 Millionen Euro. Gebauer wurde zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt.

Geliebte von Volkert

Volkert sorgte dafür, dass seine brasilianische Geliebte Adriana Barros mit Aufträgen von VW versorgt wurde, etwa für TV-Filme, die sie drehte. Auch Geschenke an sie und ihre Teilnahme an teuren Reisen von Volkert wurden von VW bezahlt. Barros steht jetzt als letzte Beteiligte vor Gericht. (AP)

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