Umstrittener KommandantEx-Schweizergarde-Chef hat einen neuen Job
Sein militärischer Führungsstil kam beim Papst nicht gut an. Daniel Anrig musste den Posten als Schweizergarde-Chef Ende Januar räumen. Jetzt wartet eine neue Kaderstelle auf ihn.
- von
- kko
Per 1. Juli tritt der umstrittene ehemalige Kommandant der päpstlichen Leibwache einen Führungsposten bei der Kantonspolizei Zürich an. Wie «TeleZüri» am Samstag mitteilte, wird Daniel Rudolf Anrig als Chef der Flughafen-Stabsabteilung fungieren.
Nach sieben Jahren als Kommandant der 110-köpfigen Schweizergarde hatte Anrig im Dezember seinen Rücktritt bekanntgegeben und legte Ende Januar in einer Abschiedszeremonie sein Amt nieder. Rund um Anrigs Abgang gab es Mutmassungen, der 42-Jährige würde seinen Job nicht freiwillig an den Nagel hängen.
«Jede Bodenhaftung verloren»
Demnach war dem Papst Anrigs militärischer Führungsstil ein Dorn im Auge. Von «sinnlos harter Disziplin» war die Rede, so hätten die Gardisten im Dienst etwa auf Essen und Trinken verzichten müssen. Ehemalige warfen Anrig in Schweizer Medien anonym vor, «jede Bodenhaftung» verloren zu haben, «arrogant und überheblich» gewesen zu sein.
Auch der Bau eines neuen grossen Appartements auf dem Gelände der Kaserne der Schweizergarde für Anrig und seine Familie sei beim Bescheidenheit predigenden Franziskus nicht gut angekommen.
Papst Franziskus dementierte den angeblichen Kündigungsgrund und lobte Anrig als «hervorragende Person», doch die Gerüchte blieben.
Anzeige gegen Anrig
Schon früher einmal war der 34. Kommandant der päpstlichen Schweizergarde in die Schlagzeilen geraten. Als Chef der Glarner Kantonspolizei war er 2003 bei einer umstrittenen Razzia in einer Asylunterkunft mitverantwortlich. Daraufhin erstattete Amnesty International Strafanzeige. Die Ermittlungen wurden eingestellt, Anrig musste sich aber an den Prozesskosten beteiligen.
Vor diesem Hintergrund stösst der neue Chefposten Anrigs bei SP-Kantonsrat Davide Loss, Mitglied der Kommission für Justiz und öffentliche Sicherheit, auf Kritik: «Es ist schwierig, wenn man eine solche Person in einer Führungsfunktion bei der Kantonspolizei einstellt», sagt Loss «TeleZüri». Anrig müsse einen Rollenwechsel vollziehen und seinen Umgangston «einer modernen Polizei» anpassen.
An der Spitze der Schweizergarde steht neu Christoph Graf, der zuvor als Vize-Kommandant amtete. Er gehört seit 27 Jahren zur päpstlichen Wachtruppe. Italienische Medien sprechen Graf einen weniger strengen, väterlicheren Umgang mit den jungen Schweizergardisten zu.