40’000 AngestellteExperte kritisiert Sesselkleber-Mentalität beim Bund
Die SVP fordert weniger Lohn und einen Stellenabbau bei Staatsangestellten. Der Bund wehrt sich. Das Hauptproblem laut einem Arbeitsmarktexperten: «Ist man einmal drin, bleibt man ewig.»
- von
- Christina Pirskanen
Darum gehts
Darum ist das wichtig
Der Bund beschäftigte im Vorjahr 39’729 Mitarbeitende – 35’985 davon in Vollzeitstellen. Die Kosten für das Staatspersonal liegen bei über sechs Milliarden Franken – 2007 waren es noch rund 4,5 Milliarden Franken. Diese Lohnkosten werden vom Steuerzahler bezahlt. Die SVP fordert nun, dass die Personalkosten des Bundes reduziert und Stellen gestrichen werden sollen.
Das fordert die SVP
Die SVP kritisiert, dass die Löhne, Lohnnebenleistungen und Sozialleistungen weit über das Notwendige und Angemessene hinausgingen. Es würden nicht nur immer mehr Menschen für den Staat arbeiten, sondern diese würden immer teurer. «Die Personalkosten müssen dringend wieder um eine Milliarde auf unter fünf Milliarden gesenkt werden», sagt SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi. Zudem fordert die SVP, dass die Vollzeitstellen um 3500 Stellen, respektive um neun Prozent reduziert werden.
Das sagt der Arbeitsmarktexperte
Sehe man sich die Ausgaben für Staatsangestellte im europäischen Vergleich an, seien diese nicht besonders hoch für ein reiches Land wie die Schweiz, sagt Arbeitsmarktexperte Marco Salvi von Avenir Suisse. Das Problem sei eher struktureller Art: «Wenn man mal drin ist, bleibt man ewig. Staatsangestellte wechseln eher selten vom Bund in die Privatwirtschaft», erklärt der Experte. Zu begründen sei dies mit der sehr hohen Arbeitsplatzsicherheit.
«Die Löhne der niedrigeren und mittleren Qualifikationen sind relativ hoch, wenn man genügend lang dabei ist», sagt Salvi. Der Lohnpfad sei zudem sehr berechenbar. «Ich könnte mir vorstellen, dass man mehr Dynamik in die Personalentwicklung bringen könnte, mit einer stärkeren Betonung der Performance und einer etwas geringeren Arbeitsplatzsicherheit.»
Das sagt das Eidgenössische Personalamt
Laut Thomas Schmutz, Stellvertretender Direktor des Eidgenössischen Personalamts, steigt die Zahl der Vollzeitstellen zwar seit Jahren. Auch seien immer wieder Stellen abgebaut worden – etwa bei Armeereformen und Weiterentwicklungen.
«Die Bundesverwaltung agiert aufgrund eines gesetzlichen Auftrags und schafft die dafür nötigen Stellen», sagt Schmutz. Es liege in den Händen des Parlaments, Aufgaben und damit Stellen zu streichen. «Dazu kommen die Qualitätsanforderungen der Bevölkerung. Ein Beispiel: Will ich meinen Pass nach zwei Tagen oder erst in zwei Wochen erhalten?», so Schmutz.
Er räumt ein: «Wir haben sicher gute Anstellungsbedingungen. Diese sind aber mit Unternehmen, mit denen wir auf dem Arbeitsmarkt in Konkurrenz stehen, vergleichbar.» Für die Mitarbeitenden der Bundesverwaltung sei nicht der Lohn, sondern vor allem der Inhalt ihrer Tätigkeit von Bedeutung.
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Die Lohnkosten des Bundes betrugen für 2021 etwas über sechs Milliarden Schweizer Franken, die von Steuerzahlenden übernommen werden. Auf die Bevölkerung gerechnet, zahlt jede Bürgerin und jeder Bürger rund 700 Franken pro Jahr – damit ist der Personalaufwand des Bunds gedeckt.
Korrigendum 10:00 Uhr: In einer ursprünglichen Fassung dieses Artikels stand, dass die Personalkosten des Bundes die Steuerzahlenden 70 Rappen pro Jahr kosten. Wir entschuldigen uns für den Fehler.
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