Experten: Geiseldrama wird mit Gewalt enden

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Experten: Geiseldrama wird mit Gewalt enden

Experten gehen von einem gewaltsamen Ende des Geiseldramas an der Schule von Beslan in Nord-Ossetien aus - dies trotz der Zusage des russischen Präsidenten Wladimir Putin, alles für die Sicherheit der Geiseln zu tun.

«Die Russen werden die Schule zweifellos stürmen, wie sie es auch zuvor immer wieder getan haben», sagte der Sicherheitsexperte Adam Dolnik, der an einer Studie über die Geiselnahme in einem Moskauer Musicaltheater vor zwei Jahren mitgearbeitet hat.

«Sie werden wahrscheinlich auf Zeit spielen, um genug Informationen über den Ort der Geiselnahme zu bekommen, und dann nach Wegen in das Gebäude suchen und einen Plan ausarbeiten. Ich vermute, dass der Sturm innerhalb der kommenden beiden Tage losgeht.»

«Wenn sich die Lage in einer Weise entwickelt, dass das Leben von Geiseln bedroht ist, ist die Erstürmung die einzige Möglichkeit», sagte auch der Analyst Boris Makarenko vom Zentrum für politische Technologie in Moskau.

Opfer unter den Zivilisten

Die Versuche, mit den mutmasslich tschetschenischen Geiselnehmern zu verhandeln, muteten wie ein Witz an, wenn man bedenke, dass Putin im Tschetschenien-Konflikt auf eine gewaltsame Lösung setze und Verhandlungen ausschliesse, sagten Experten.

Tatsächlich endeten Geiselnahmen tschetschenischer Rebellen in der Vergangenheit immer mit Opfern unter den Zivilisten. Im Musicaltheater Nordost waren 129 von insgesamt 700 Geiseln ums Leben gekommen, als russische Einheiten das Gebäude stürmten und dabei ein Nervengas einsetzten.

Auch alle 41 tschetschenischen Geiselnehmer wurden getötet. Im Jahr 1995 besetzten tschetschenische Rebellen ein Spital im südrussischen Budjonnowsk. Mehr als 100 Geiseln starben bei einem Befreiungsversuch russischer Spezialeinheiten.

Warnungen vor neuem Krieg

Experten befürchteten, dass eine gewaltsame Lösung des Geiseldramas im nordossetischen Beslan Konflikte in der russischen Kaukasus-Region neu anfachen könnte.

Ein Konflikt zwischen Nord-Ossetien und dem benachbarten Inguschetien war zu Beginn der Neunziger Jahre beigelegt worden, könnte aber neu aufflammen, zumal die Geiselnehmer die Freilassung in Inguschetien inhaftierter Kampfgenossen fordern.

«Es sind ossetische Kinder in der Schule von Beslan. Die Reaktion der Osseten könnte extrem gefährlich sein», sagte der Sicherheitsexperte Alexej Malaschenko der Carnegie-Stiftung für internationalen Frieden in Moskau. «Wir könnten kurz vor einem neuen Krieg stehen.»

(sda)

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