«Unbesiegte Feuerameise» hat nun auch Europa erreicht

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Experten in SorgeDie «unbesiegte Feuerameise» hat nun auch Europa erreicht

Sie ist aggressiv, spritzt besonders scharfes Gift und kann ganze Ernten vernichten: Die in Südamerika beheimatete Rote Feuerameise hat Sizilien erreicht und droht sich in Europa festzusetzen. 

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Rote Feuerameisen haben erstmals auf italienischem Boden …

Rote Feuerameisen haben erstmals auf italienischem Boden …

imago images/Shotshop
… dauerhafte Nester angelegt – und breiten sich von da aus.

… dauerhafte Nester angelegt – und breiten sich von da aus.

IMAGO/Shotshop
Die Forscher haben die zu erwartende Ausbreitung der Art berechnet.

Die Forscher haben die zu erwartende Ausbreitung der Art berechnet.

Current Biology

Darum gehts

  • Eine Forschergruppe hat erstmals in Europa Populationen von Roten Feuerameisen nachgewiesen.

  • Die invasive Art kann grosse Schäden an der hiesigen Natur verursachen und für Allergiker tödlich sein.

  • Die Wissenschafter glauben, dass sich die gefährliche Art weiter in Europa ausbreiten wird.

Erstmals gibt es einen Nachweis der gefürchteten Roten Feuerameise in Europa. Auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien wurden gleich Dutzende Nester der invasiven Art entdeckt, wie ein Forschungsteam im Fachjournal «Current Biology» berichtet. «Wir wussten, dass dieser Tag kommen wird», sagte der Hauptautor Mattia Menchetti vom spanischen Institut für Entwicklungsbiologie.

Befürchtet wird, dass sich die invasive Spezies begünstigt durch den Klimawandel rasch auch in anderen europäischen Ländern ausbreiten könnte. Zunächst seien insbesondere Städte im Mittelmeerraum und solche mit grossen Häfen wie Amsterdam oder London in Gefahr, erläuterte das Forschungsteam.

«Eine der schlimmsten invasiven Arten»

Ursprünglich aus Südamerika stammend wurden Rote Feuerameisen (Solenopsis invicta) zunächst in den USA eingeschleppt. Die kleinen, aber sehr aggressiven und eine Vielzahl anderer Insekten vertilgenden Tiere verbreiteten sich dort ab etwa den 1930er Jahren rasant. In mehreren US-Regionen reduzierten sie die Bestände heimischer Ameisen drastisch. Zudem kommt es zu hohen Ernteschäden. Im Zuge des weltweiten Handels und Tourismus gelangte die Feuerameise später auch in viele andere Länder wie Japan, China, Australien und Neuseeland. «S. invicta ist eine der schlimmsten invasiven Arten», sagte Menchetti. «Sie kann sich erschreckend schnell ausbreiten.»

Wörtlich übersetzt bedeutet der wissenschaftliche Name Solenopsis invicta «die unbesiegte Feuerameise». Bei einem Angriff beissen die Tiere zunächst und spritzen dann Sekret aus ihrem Giftstachel in die Wunde, oft mehrmals direkt hintereinander. Das Sekret enthält Substanzen, die eine brennende Hautreaktion hervorrufen. Die Attacken sind auch für Menschen sehr schmerzhaft und verursachen juckende rote Pusteln. Für Allergiker kann im Extremfall sogar Lebensgefahr bestehen.

Noch nie in freier Natur entdeckt

Die Wissenschaftler wiesen nahe der sizilianischen Stadt Syrakus auf einer fünf Hektar grossen Fläche 88 Nester mit teils mehreren Tausend Ameisen nach. Anwohner hätten von Beissattacken seit mindestens 2019 berichtet. Wie genau die Art nach Sizilien gelangte, ist bislang unklar – nach Genanalysen wahrscheinlich über Routen aus den USA oder China. Vermutet wird eine Reise über Handelsschiffe und Windströme.

Der Studie zufolge waren einzelne Rote Feuerameisen auf dem europäischen Kontinent zuvor schon auf Importprodukten etwa in Spanien, Finnland und den Niederlanden gefunden worden. Eine Population in freier Natur gab es nach bisherigem Wissen aber noch nie.

Das einzige Land, das die Rote Feuerameise mit einem mehrjährigen Programm wieder ausrotten konnte, ist den Angaben nach Neuseeland. Die Wissenschaftler empfehlen, sich an dem Inselstaat im Pazifik ein Beispiel zu nehmen. «Wir brauchen ein koordiniertes Vorgehen, und zwar jetzt», betonte Menchetti.

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(DPA/trx)

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