Glaubenberg: Extra-Car bringt Asylbewerber ins Weekend

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GlaubenbergExtra-Car bringt Asylbewerber ins Weekend

Die 400 Asylbewerber auf dem Glaubenberg sind faktisch von der Aussenwelt abgeschnitten. Deshalb können sie jedes Wochenende mit einem Extra-Car nach Luzern fahren.

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Hier sagen sich Fuchs und Hase und Asylbewerber gute Nacht: Das Bundeszentrum für Asylbewerber auf dem Glaubenberg liegt 1500 Meter über Meer, 15 Kilometer weit weg ist die nächste Ortschaft, Anbindung an den öffentlichen Verkehr gibt es nicht, und wer nach Sarnen will, muss drei Stunden wandern. Faktisch sind die 400 Asylbewerber im Zentrum Glaubenberg also von der Aussenwelt abgeschnitten.

Familien mit Kindern benutzen den Car

Dennoch können die Bewohner des Zentrums nach Luzern gelangen, um dort etwa Bekannte zu treffen: Das Staatssekretariat für Migration (SEM) organisiert für sie Extra-Fahrten mit Postautos, was laut Tele 1 einmalig ist. Los gehts jeweils freitags um 9.30 Uhr, zurück fährt das Postauto ab Luzern Inseli am Sonntagnachmittag. Viele Asylbewerber wissen das Angebot zu schätzen: Insgesamt sind es etwa zwei Dutzend Asylbewerber, die an diesem zweiten Advent von Luzern zurück ins Bundeszentrum auf dem Glaubenberg fahren. Auch Familien mit kleinen Kinder waren darunter.

Asylsuchende besuchen Verwandte

Die zuständige Obwaldner Regierungsrätin Maya Büchi-Kaiser (FDP) sagt, die Reisemöglichkeit nach Luzern sei ein Bedürfnis dieser Personen, da diese in der Regel in der Schweiz Bekannte oder Verwandte haben. «Es ist für sie sehr wichtig, diese Kontakte herstellen zu können.» Erst die Extra-Carfahrten würden ihnen dies ermöglichen.

Herbert Schraner, beim Bund Objektverantwortlicher des Bundeszentrums Glaubenberg, sagte zum Zentralschweizer Fernsehsender: «Es war der Wunsch der Gemeinde Sarnen, dass wir dafür sorgen, dass nicht 100 oder 150 Personen aufs Mal den Bahnhof Sarnen bestürmen.» Auch die Zentralbahn habe Bedenken wegen zu voller Züge angemeldet.

Deshalb «hat das SEM entschieden, die Asylsuchenden an den Wochenenden mit Bussen nach Luzern zu bringen», sagt Gaby Szöllösy, Kommunikations-Chefin beim Staatssekretariat für Migration. «Diese Massnahme soll auch den an Wochenenden durch Touristen und Wintersportler frequentierten Regionalzug entlasten.» Bezahlt wird die Carfahrt vom SEM, für die Zug- und Busbillette ab Luzern müssen die Asylbewerber selbst aufkommen. «Ebenso wenig werden Übernachtungen auswärts bezahlt und natürlich auch nicht der Ausgang, wie fälschlicherweise teils kolportiert wird», so die Kommunikations-Chefin.

Polizei beobachtet Asylbewerber in Luzern

Laut dem Luzerner Regierungsrat Guido Graf hat die Polizei die Situation im Auge. «Ich habe von der Polizei Rückmeldung bekommen, dass das sehr ruhig und gut ablaufe.»

Im Bundeszentrum wird kontrolliert, wer zurückkommt. Gemäss Herbert Schraner komme es vor, dass Personen am Sonntag nicht zurück reisen würden. Dies sei ein Verstoss gegen die Hausordnung, was sanktioniert würde. Wer zu lange nicht aufkreuzt, verliert sein Gesuch um Asyl: «Wenn die Person nicht mehr kommt, so wird ihr Asylgesuch nach 20 Tagen abgeschrieben», sagt Szöllösy.

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