Extreme Hitze wird in Zukunft zur Norm
Der Mensch beeinflusst den Energiezustand der Erde mindestens ebenso stark wie es die Natur selber tut. So wird es in Zukunft vermehrt heisse Sommer geben.
Diesen Schluss zog der Berner Geograph Heinz Wanner am Montag in Thun an einem öffentlichen Podium zum Thema Klimaveränderung.
Der Einfluss des Menschen nehme täglich zu, erklärte Wanner. Mit grosser Wahrscheinlichkeit müsse künftig mit einer gewissen Zunahme von extremen Wetterereignissen im Alpenraum gerechnet werden.
Allerdings wolle er auch nicht den Teufel an die Wand malen, schränkte Wanner ein. Extremereignisse eigneten sich nicht, um die Klimaveränderung zu dokumentieren. Dazu bräuchte es sehr lange und grossräumige Messreihen, die sich nicht auf ein paar Jahrhunderte beschränkten.
Verlässlicher sei es da, den Einfluss des Menschen auf den Energiezustand der Erde zu beobachten. Daraus gehe hervor, dass der Anteil des Menschen an der Erderwärmung mindestens ebenso gross sei wie die natürlichen Faktoren, die das Klima ebenfalls beeinflussten.
Mehr Hitzesommer
Bis Ende des Jahrhunderts müsse mit zunehmenden Hitzewellen gerechnet werden, führte Martin Beniston vom geographischen Institut der Universität Freiburg aus.
Bis Ende Jahrhundert könnte sich die Region um vier bis fünf Grad erwärmen. Hitzetage könnten bis zu zehn Grad heisser werden als wir das bisher gewohnt seien, sagte Beniston. Der Hitzesommer 2003 sei deshalb möglicherweise eine Art Vorbote dieser künftigen Sommer gewesen.
Hitzewellen werden laut Beniston mit Sicherheit häufiger, bei den Windstürmen sei die Tendenz ungewiss. Der Rückversicherer Swiss Re erwartet aufgrund einer wissenschaftlichen Studie allerdings eine deutliche Schadenszunahme bei Winterstürmen in Europa, wie Pamela Heck von der Abteilung Klima und Umweltgefahren des Rückversicherers sagte.
Schadenszunahme von bis 68 Prozent
Die Studie gehe komme zum Schluss, dass im Zeitraum von 1975 bis 2085 mit einer Schadenzunahme von 16 bis 68 Prozent zu rechnen sei. Dies stelle auch die Versicherungen vor neue Herausforderungen.
Das Podiumsgespräch war Teil eines dreitägigen, internationalen Klima-Workshops in Thun. 70 Klimaexperten aus aller Welt diskutieren bis am Mittwoch Details der Klimaentwicklung der vergangenen hundert Jahre.
In der Schweiz ist es seit 1970 um fast zwei Grad wärmer geworden. Gleichzeitig häuften sich in den letzten Jahren Extremereignisse, wie etwa der Sturm Lothar, Hochwasser und Erdrutsche. Auch Thun und das Berner Oberland waren von solchen Ereignissen stark betroffen. (sda)