FaktencheckDoch, Kühe können schwimmen und laufen nicht mit Wasser voll
Kühe sollen angeblich nicht schwimmen können – weil ihr Schliessmuskel zu schwach ist. Diese These wird seit Jahren verbreitet. Sie stammt allerdings von einer Satireseite.
Darum gehts
Das Video einer schwimmenden Kuh in Graubünden hat bei 20-Minuten-Userinnen und -Usern für Aufsehen gesorgt.
Und es hat ein schon seit mehr als 20 Jahren kursierendes Gerücht wieder aufgebracht.
Laut diesem sollen Kühe gar nicht schwimmen können.
Die Wiederkäuer haben angeblich keinen Schliessmuskel und würden deshalb untergehen.
Doch Fachleute widersprechen.
Ursprung des Gerüchts ist ein Satireartikel aus dem Jahr 2001.
«Ich hab gedacht, Kühe können nicht schwimmen und würden dann absinken.» So kommentierte Tiktok-User Ser4phmoon den 20-Minuten-Beitrag über eine Kuh, die in einem Bündner Bergsee ihre Runden dreht (siehe Video). Er steht mit dieser Meinung nicht allein da. Tatsächlich hält sich das Gerücht schon seit vielen Jahren.
In Graubünden sprang eine Kuh in einen Bergsee. Anschliessend schwamm sie über die ganze Breite, um zu ihrer Herde zu gelangen.
Weshalb sollten Kühe nicht schwimmen können?
Weil sie angeblich keinen oder – je nach Quelle – nur einen sehr schwach ausgebildeten Schliessmuskel besitzen, der dem Wasserdruck nicht standhalten kann. Deshalb würden sie beim Aufenthalt im Wasser mit diesem volllaufen und sogar untergehen.
Was sagen Fachleute dazu?
Sie widersprechen der Behauptung: «Das Fehlen des Schliessmuskels ist ein oft geäusserter Irrtum. Rinder, so wie alle Wiederkäuer, und, soweit ich weiss, auch alle anderen Säugetiere haben einen gut funktionierenden Schliessmuskel», sagt Ulrich Bleul, stellvertretender Klinikdirektor und Leiter Grosstierreproduktion an der Vetsuisse-Fakultät der Uni Zürich. Das könne man in den Filmen über Gnus, die ebenfalls Wiederkäuer sind, in Afrika sehen. «Die überqueren bei ihren Wanderungen mehrfach Flüsse schwimmend.»
So sieht es auch die Tierärztin Astrid Behr vom deutschen Bundesverband Praktizierender Tierärzte e. V. Gegenüber der Nachrichtenagentur DPA erklärte sie, dass die Hauswiederkäuer sogar zwei Afterschliessmuskeln besässen: «den unwillkürlichen Musculus sphincter ani internus und den willkürlichen Musculus sphincter ani externus». Deren Aufgabe sei es, einen Vor- oder Rückwärtsfluss aus und in hohle Organe wie Magen und Darm zu verhindern. Dazu zählt auch, kein Wasser hereinzulassen.
Woher stammt dann das Gerücht?
Es geht auf einen satirischen Artikel vom 11. Juni 2001 zurück, der in der Satire-Rubrik «Die Wahrheit» erschienen ist (siehe Bildstrecke). In dem Text mit dem Titel «Deutsche Kühe gehen unter» wird das vermeintliche Ergebnis einer Studie der Berliner Humboldt-Universität mit «über 400 deutschen Kühen» beschrieben: Der Schliessmuskel der Kühe sei derart schwach, «dass die Tiere, sobald sie ins Wasser trabten, von hinten mit Wasser vollliefen und deshalb untergingen». Doch weder existiert die erwähnte Studie, noch gibt es den im Artikel zitierten Professor, Hartmut Andryckzuck. Auch weist TAZ.de explizit darauf hin, dass es sich bei der Rubrik um Satire handelt. Wer das aber übersieht und die Rubrik nicht kennt, könnte die satirische Information für bare Münze nehmen.

Fazit
An dem Gerücht ist nichts dran. Kühe verfügen sogar über zwei Schliessmuskeln und sind dazu fähig zu schwimmen. Die Falschbehauptung geht auf einen Satireartikel aus dem Jahr 2001 zurück.
Kühe sind zwar nicht als ausgesprochene Wasserratten bekannt, aber ab und an findet man sie schon mal im Wasser:
2021 bekamen zwei Kinder in der Ukraine beim Plantschen unerwarteten Besuch. Eine Kuh sprang ebenfalls ins kühle Nass.
Auch an noch ungewöhnlicheren Orten wurden sie schon beobachtet:
Eigentlich sollte die Kuh bald geschlachtet werden. Dem Vierbeiner gelang aber die Flucht und er suchte sich ein eher spezielles Versteck.
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