Armut in FrankreichFamilie aus Museum geworfen, weil sie stinkt
Die Geschichte ist erstaunlich: Eine mittellose Familie ist aus dem Musée d'Orsay in Paris hinausgeworfen worden. Das Delikt: Die drei Familienmitglieder sollen «schlecht gerochen» haben.
- von
- kub
Es hätte ein schöner Ausflug für die verarmte Familie werden sollen. Auf dem Programm stand das Pariser Museum Orsay, das die Familie mit einem Freiwilligen der Hilfsorganisation ATD-Quart Monde besuchte.
Dabei fing alles sehr gut an. Nach dem Mittagessen im Museum, wo das Personal laut «Le Figaro» noch charmant und rücksichtsvoll war, wandelte die Familie durch die Statuen des Museum. In einem Saal mit den Werken des Malers Vincent Van Gogh wurde die dreiköpfige Familie dann plötzlich gebeten, das Museum zu verlassen.
Besucher hätten sich über den «Geruch» der Eltern und ihres zwölfjährigen Kindes beschwert, sagte eine Sprecherin der Hilfsorganisation ATD-Quart Monde am Dienstag.
Sichtbare Diskriminierung
Die Familie habe sich der Aufforderung zunächst widersetzt, mit der Begründung, dass ihr Verhalten anständig sei und sie niemanden störe. Sie sei dann in einen Saal mit weniger Besuchern gegangen, sagte die Sprecherin weiter.
Daraufhin hätten sie vier Sicherheitsleute ziemlich zielstrebig aus dem Museum geführt. Es habe keinen «Skandal» gegeben - der Freiwillige der Hilfsorganisation habe «keine Lust» gehabt, eine weitere Demütigung der Familie zuzulassen.
Der Vorfall hatte sich den Angaben zufolge bereits am Samstag ereignet. Das französische Kulturministerium forderte vom Museum am Dienstag einen «ausführlichen Bericht» zu dem Vorfall.
Der Rauswurf der Familie mache die Diskriminierung armer Menschen in Frankreich deutlich, empörte sich die Sprecherin von ATD-Quart Monde. «Damen, die sehr stark nach Parfüm riechen, werden nicht aufgefordert, ein Museum zu verlassen.» ATD-Quart Monde begleitet nach eigenen Angaben seit 50 Jahren ärmere Familien zu Museums-Besuchen. (kub/sda)