Bern: Mann muss wegen Könizer Behörden Haus neu streichen

Publiziert

BernPhilippe strich Fassade neu, schon hatte er Nachbar und Behörden am Hals

Bei einer Fassadensanierung entschloss sich Hauseigentümer Philippe Vonlanthen, sein Heim weiss mit einem leichten Blauton zu streichen. Das passe nicht ins Quartier, sagt der Kanton und verlangt nun eine Änderung. 

1 / 4
2020 entschloss sich der 67-jährige Architekt, die Fassade seines Einfamilienhauses zu sanieren. «Für die Umwelt», wie er selbst sagt. 

2020 entschloss sich der 67-jährige Architekt, die Fassade seines Einfamilienhauses zu sanieren. «Für die Umwelt», wie er selbst sagt. 

Tamedia AG
Nach den Bauarbeiten liess der 67-Jährige die bis anhin weisse Fassade frisch streichen – diesmal in einem Weiss mit leichtem Blauton. Die Fensterläden bestellte er neu in Weiss.

Nach den Bauarbeiten liess der 67-Jährige die bis anhin weisse Fassade frisch streichen – diesmal in einem Weiss mit leichtem Blauton. Die Fensterläden bestellte er neu in Weiss.

Tamedia AG
Weil sich ein Nachbar mit der neuen Farbe nicht abfinden konnte, zeigte er Vonlanthen an. Eine Kontrolle vor Ort ergab: Die gewählte Farbe sei für das als «erhaltenswert» eingestufte Haus aus den 1920er-Jahren zu modern.

Weil sich ein Nachbar mit der neuen Farbe nicht abfinden konnte, zeigte er Vonlanthen an. Eine Kontrolle vor Ort ergab: Die gewählte Farbe sei für das als «erhaltenswert» eingestufte Haus aus den 1920er-Jahren zu modern.

Tamedia AG

Darum gehts

  • Für 10’000 Franken muss Philippe Vonlanthen seine frisch sanierte Hauswand neu streichen. 

  • Der Grund dafür ist die gewählte Farbe, ein Weiss mit einem leichten Blaustich. 

  • Die Farbe wirke «kalt» und «füge sich nicht ins Ortsbild ein», so die Argumentation. 

«Völlige Unverhältnismässigkeit, absurde Situation und kleinliches Vorgehen»: Diese Worte benutzt Philippe Vonlanthen, wenn er von seiner Haussanierung spricht. «Dass es wegen so einer Sache so ein Cabaret gibt, hätte ich nie für möglich gehalten», sagt er.

Mit «dieser Sache» spricht der 67-Jährige den Rummel um die Fassadenfarbe seines Hauses an. Konkret entschied sich Vonlanthen, 2020 die Fassade seines Einfamilienhauses im Könizer Liebefeld zu sanieren. «Der Umwelt zuliebe», wie er gegenüber der «Berner-Zeitung» sagt. 

Nachbar zeigt Vonlanthen an

Nach den Bauarbeiten liess Vonlanthen die bis anhin weisse Fassade frisch streichen. Diesmal wählte er ein Weiss mit leichtem Blauton, die Fensterläden bestellte er neu in Weiss. Weil sich aber ein Nachbar mit der neuen Farbe nicht abfinden konnte, zeigte er Vonlanthen prompt an. Eine nachfolgende Kontrolle der Behörden von Köniz vor Ort ergab: Die gewählte Farbe ist für das als «erhaltenswert» eingestufte Haus aus den 1920er-Jahren zu modern und deshalb nicht erwünscht.

Von Beruf Architekt, wollte Vonlanthen das nicht auf sich sitzen lassen und stellte ein Planänderungsgesuch – jedoch ohne Erfolg. «Die Farbe Weiss lässt verschiedene Nuancen zu», argumentierte er. Mit dem Weiss mit leichtem Blaustich bewege er sich im üblichen Spektrum, so der 67-Jährige. Mehr als ein Dutzend Hauseigentümer der betroffenen Strasse stellten sich hinter Vonlanthen und bestätigten ihm schriftlich, dass sie die Farbe nicht als störend empfänden. 

Neue Farbe kostet 10’000 Franken

Doch der Kanton stellte sich hinter die Gemeinde: Die leicht bläuliche Farbe wirke kalt und füge sich nicht sorgfältig ins Ortsbild ein, so die kantonale Bau- und Verkehrsdirektion. Bis Ende Mai muss das Haus wieder in einem gelblichen Weisston mit dunkelblauen Fensterläden und einem gröberen Verputz dastehen. Das kommt Vonlanthen teuer zu stehen: 10’000 Franken muss er für die neue Farbe und die Verfahrensgebühren bezahlen. 

Doch Vonlanthens Fall ist bei weitem nicht der einzige seiner Art: Auch in Rupperswil musste Hausbesitzer Reto Berner seine Fassade neu streichen, weil sie den Behörden zufolge «zu blau» war. Und auch in Biel musste ein Paar sein Eigenheim, welches es voller Enthusiasmus orange gestrichen hatte, umstreichen. Der Grund: Das Quartier zeigt sich ansonsten in unauffälligen Grautönen.

Verstehst du den Entscheid der Gemeinde?

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung

48 Kommentare