Wie geht es weiter?FCL arbeitet Vorfall mit Fan-Fotografen auf
Der «Juden-Vorfall» hat Folgen: Der FCL hat einem Fan-Fotografen provisorisch die Akkreditierung entzogen – der Verein beschwichtigt.
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- gwa/pz

Hier jagen die FC-Luzern Fans den Juden durch die Strassen.
Der «Juden-Vorfall» vom 15. Februar vor dem Spiel zwischen dem FC Luzern und dem FC St. Gallen ist um ein Kapitel reicher: Der FCL hat dem Fotografen, der das Bild geschossen hat, provisorisch die Akkreditierung entzogen. Dieser macht seit Jahren Fotos der Spiele und stellt sie den Fans zur Verfügung. Seine Akkreditierung hatte er jeweils via FCL erhalten.
FCL will Vorfall aufarbeiten
FCL-Sprecher Max Fischer sagte auf Anfrage von 20 Minuten: «Wir haben dem besagten Fotografen die Akkreditierung nur provisorisch für den Match gegen Aarau entzogen. Wir wollen diese Woche zuerst mit dem Fotografen und unserer Fanarbeit das Ereignis aufarbeiten.» Es sei nicht im Sinn des FCL, die Pressefreiheit zu beschneiden. Der FCL sei überzeugt davon, dass es bei Themen wie Antisemitismus, Rassismus und Gewalt den Dialog braucht.
Fischer hätte sich gewünscht, dass das Bild nicht gross und plakativ im Internet hochgeladen wird. «Es wäre wünschenswert gewesen, wenn der Fotograf und die Fanorganisationen ein solch heikles Bild in einen Kontext gestellt hätten.» Sonst sei es reine Stimmungsmache. «Wir haben dem Fotograf kein Stadion- und Hausverbot verteilt. Er hätte ein Matchbillet kaufen können.»
Staatsanwaltschaft wertet Videobilder aus
Derweil wertet die St. Galler Staatsanwaltschaft Videobilder des Luzerner Fanmarsches aus. Thomas Hansjakob, Erster Staatsanwalt des Kantons St. Gallen, kennt bisher nur das am 15. Februar vor dem Match aufgenommene Foto. Auf dem Bild sei nicht zu sehen, ob die verkleidete Person von den Fans vor sich hergetrieben werden, erklärte er auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Entscheidend sei, ob die als Jude verkleidete Person vor den Fans hergetrieben worden sei und dabei erniedrigt wurde. Dann habe der Vorfall eine andere Qualität, erklärt Hansjakob. Aber es gehe auch um die Aussage: «Sollten damit die St. Galler oder die Juden lächerlich gemacht werden?»
Wegen der vier bis fünf eingesetzten Kameras handle es sich um Aufnahmen von mehreren Stunden. Die Auswertung dauere rund drei Wochen. Man müsste die Beteiligten auch identifizieren können, so Hansjakob. Wie man aber auf dem Bild sehe, seien die FCL-Anhänger vermummt.
«Jude» meldet sich mit anonymem Schreiben
Wie das SRF am Montag berichtete, hat sich der «verkleidete Jude» mit einem anonymen Schreiben gemeldet: Er habe auf keinen Fall die jüdische Glaubensrichtung diskriminieren wollen. Ausserdem entschuldigte er sich beim Israelitischen Gemeindebund. Dessen Generalsekretär Jonathan Kreutner sagte gegenüber dem SRF, man nehme die Entschuldigung zur Kenntnis.