«Teuer und unsinnig»: FDP will Neulenker-WK abschiessen

Aktualisiert

«Teuer und unsinnig»FDP will Neulenker-WK abschiessen

Wer einen definitiven Fahrausweis will, muss während einer 3-jährigen Probezeit Weiterbildungs-Kurse absolvieren. Diese belasten das Budget der Jungen zu sehr, finden die Freisinnigen.

Jessica Pfister
von
Jessica Pfister
Neulenker im Weiterbildungskurs. Während der dreijährigen Probezeit müssen sie zwei solcher Kurse besuchen - sonst verfällt ihr Billet.

Neulenker im Weiterbildungskurs. Während der dreijährigen Probezeit müssen sie zwei solcher Kurse besuchen - sonst verfällt ihr Billet.

Um die Zahl der Unfälle zu verringern, führte der Bundesrat vor sieben Jahren den Führerausweis auf Probe ein. Dies bedeutet: Wer die Fahrprüfung bestanden hat, darf während drei Jahren keinen schwerwiegenden Unfall bauen, wird bei Regelverletzungen strenger bestraft und muss sein Geld für Weiterbildungskurse ausgeben. Genau diese Kurse sind der FDP ein Dorn im Auge. In einem neuen Vorstoss fordert die Partei, dass nur noch Neulenker, die in der Probezeit eine Verkehrsregel verletzen, zum Wiederholungskurs antraben müssen.

Für FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen ist klar, dass die Theorie in der Verkehrskunde und ein seriöser praktischer Fahrunterricht als Reifeprüfung für eine sichere Fahrt genügen. «Der Grossteil der Neulenker fährt nach bestandener Prüfung absolut anständig.» Es sei deshalb nicht notwendig, diese Fahrschüler nochmals zur Kasse zu bitten für eine Weiterbildung. Zumal die Kurse sehr teuer seien. Gemäss dem Schweizerischen Fahrlehrerverband müssen Neulenker für die zwei obligatorischen Kurstage zwischen 600 und 800 Franken hinblättern. «Für Auszubildende ist das eine überdurchschnittlich hohe Belastung - ohne grossen Mehrwert», so Wasserfallen der selbst schon als Testfahrer bei einem Weiterbildungskurs dabei war.

«Kurse tragen zu tieferen Unfallzahlen bei»

Beim Fahrlehrerverband kann man die Argumente der FDP nicht nachvollziehen. Ein tödlicher Unfall sei viel teurer, gibt Geschäftsführer Werner Waldmeier zu Bedenken. Ausserdem würden die jungen Leute oft Autos kaufen, die mehr kosten als 800 Franken. Laut Waldmeier lernen die Neulenker in den Kursen unter anderem, gefährliche Gefahrensituationen früher zu erkennen, und erhalten von anderen Kursteilnehmern Rückmeldungen zu ihrem Fahrstil. Für ihn ist klar. «Diese Kurse tragen zu einem grossen Teil dazu bei, dass die Unfallzahlen im Strassenverkehr in den letzten Jahren gesunken sind.»

Beweise für diese These kann Waldmeier allerdings nicht vorlegen. Denn bisher wurde der Zusammenhang zwischen Weiterbildungskursen und Unfallzahlen noch nicht evaluiert. Gemäss Thomas Rohrbach vom Bundesamt für Strassen soll ein konkreter Bericht Ende Jahr erscheinen. Dass die Weiterbildungskurse durchaus nötig seien, schliesst Rohrbach aus den Zahlen zu den Fahrausweisentzügen der Neulenker. So mussten 2011 17 Prozent mehr Lenker in der Probezeit das Billet abgeben, als im Jahr zuvor.

Zuerst Evaluation abwarten

Für die Grüne Nationalrätin Franziska Teuscher ist der Vorstoss der FDP ebenfalls völlig unverständlich. «In den Weiterbildungskursen können die Neulenker ihr Fahrkönnen verbessern und festigen - das ist absolut sinnvoll.» Verkehrspolitiker der CVP und SVP möchten zuerst die Evaluation des Astra abwarten - würden aber je nach Ergebnis die Abschaffung der Kurse ebenfalls in Betracht ziehen.

210 000 Neulenker unterwegs

Laut der Schweizerischen Vereinigung der Strassenverkehrsämter sind zurzeit im ganzen Land Zurzeit sind im ganzen Land rund 210 000 Neulenker mit dem Führerausweis auf Probe unterwegs. Davon stammen 86 000 aus dem letzten Jahr. Bei rund 2 Prozent der Lernfahrer ist der Fahrausweis auf Probe im vergangenen Jahr abgelaufen, weil sie nicht beide Weiterbildungskurse besucht haben. (jep)

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