US-LeitzinsenFed wird nicht an Zinsschraube drehen
In der heutigen Sitzung dürfte die US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) den geldpolitischen Kurs bestätigen - der Leitzins bleibt nahe Null. Langfristig bauen die Amerikaner damit grosse Risiken auf.
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- zac/scc/awp
«Eine Leitzinserhöhung der Fed wird es heute nicht geben, davon sind wir überzeugt», erklärt Anastassios Frangulidis, Ökonom der ZKB. Er rechnet frühestens im Sommer 2010 mit einer Erhöhung. «Die US-Zentralbank wird nichts überstürzen und sich Zeit nehmen. Erst wenn es Zeichen für eine nachhaltige Erholung der US-Wirtschaft gibt - wenn beispielsweise die Arbeitslosenzahlen über mehrere Monate zurückgehen - wird die Fed die Zinsen wieder anheben», erklärt Frangulidis. Eine Leitzinserhöhung würde auf eine deutliche Erholung der US- und damit auch der Weltwirtschaft hinweisen.
Auch die Credit Suisse ist davon überzeugt, dass die Fed weiterhin an der bisherigen Geldpolitik festhält. «Interessant ist wie die Fed die Wirtschaftslage einschätzen wird. Wir erwarten, dass der Ausblick weiterhin sehr vorsichtig bewertet wird, um die Zinserwartungen tief zu halten», sagt Ökonom Thomas Herrmann von der CS. Auch ihr Ankaufsprogramm für Staatsanleihen werde die Fed wie geplant fortführen. Mit einer Zinserhöhung rechnet Herrmann frühestens im Spätsommer 2010: «Damit die Zinsen erhöht werden, müsste die Erholung sehr deutlich ausfallen.»
Zentralbank mit Zweckpessimismus
Dabei gebe es zwischen dem Ausblick der Fed und der Realität Diskrepanzen: Tatsächlich sieht laut Herrmann die Lage besser aus als erwartet. «Produktion und Nachfrage ziehen langsam an. Dies könnte sich auch in den kommenden Quartalszahlen zeigen», sagt Herrmann. «Die Fed bleibt aber vorsichtig, um die Zinserwartungen wie erwähnt tief zu halten.»
Dieser Meinung sind auch andere Ökonomen. Nur ein sichtbarer Inflationsdruck könnte die Fed zu einem schnelleren Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik bewegen, schreibt Bernd Weidensteiner, Experte der Commerzbank, in einer Studie. Dafür sieht die US-Notenbank aber wohl noch keine Anzeichen. Tatsächlich liegt die von der Notenbank stark beachtete Kerninflation mit aktuell 1,4 Prozent unter der Fed-«Wohlfühlzone» von zwei Prozent.
Die geringe Inflation verschafft Zeit
Die Ruhe an der Inflationsfront gebe der Notenbank den notwendigen Spielraum, sich mit dem Ausstieg nicht zu beeilen, schlussfolgert Weidensteiner. Ähnlich sieht dies die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba): Konkrete Aussagen über einen Kurswechsel seien derzeit nicht zu erwarten. In ihrer Erklärung zum Zinsentscheid werde die Fed wohl eine positivere Einschätzung zur konjunkturellen Lage geben, zumal Notenbankchef Ben Bernanke kürzlich das Ende der Rezession ausgerufen habe.
Obgleich Experten wegen der aktuell niedrigen Inflation keinen schnellen Ausstieg der Fed sehen, warnen sie vor den langfristigen Folgen einer expansiven Geldpolitik. «Die ausserordentlich expansive US-Geldpolitik wird nicht dauerhaft durchzuhalten sein, ohne neue Verwerfungen zu verursachen», unterstreicht die Helaba. Auch die Commerzbank sieht in der expansiven Strategie Risiken. «Schliesslich wirkt die Geldpolitik mit sehr langer Verzögerung.» Trotzdem dürfte die Fed zunächst in Wartestellung bleiben, nicht zuletzt wegen der unverändert ungünstigen Lage am Arbeitsmarkt.