Federer trumpft auf - und sahnt bald ab

Aktualisiert

Federer trumpft auf - und sahnt bald ab

Nach dem Kraftakt gegen Janko Tipsarevic scheint Roger Federer wieder auf Kurs zu sein. Ohne grosse Probleme schaltete er Tomas Berdych (Tch/13) aus und trifft nun im Viertelfinal der Australian Open auf James Blake. Ausserdem soll Federer kurz vor dem Abschluss eines Mega-Deals mit Sportausrüster Nike stehen.

Auch im Achtelfinal gegen den 22-jährigen Tschechen lief für Roger Federer noch nicht alles reibungslos. Im zweiten Satz drohte dem Basler von neuem ein Marathonspiel mit ungewissem Ausgang, als der in dieser Phase stark auftrumpfende Berdych 3:0 in Führung ging. Berdych gab das Break aber später wieder aus der Hand. Im Tiebreak schaffte der Tscheche Mini-Breaks zum 2:1 und 5:2 und stand dem Satzgewinn erneut äusserst nahe. Dann verlor er jedoch die Nerven.

Berdych suchte sein Glück beim Stand von 5:2, und später beim ersten Satzball (6:5), mit Stoppbällen. Beim zweiten Satzball (7:6) knallte er den Ball mit der Vorhand in aussichtsreichster Angriffsposition meterweit ins Aus. «Anscheinend hatte er mit den Nerven zu kämpfen», rekapitulierte Roger Federer, «seine Schlagauswahl in dieser Phase war doch höchst erstaunlich.» Berdychs Unvermögen war Federer Recht: «Gott sei Dank hat er diesen zweiten Satz nicht gewonnen. Denn ich hatte das Gefühl, dass er in dieser Phase der bessere Spieler war.»

Berdych brach ein

Nach dem Tiebreak gab es keine Zweifel mehr über den Ausgang des Spiels. Berdychs Widerstand brach zusammen. Vom 2:5-Rückstand im Tiebreak bis zum verwandelten Matchball nach 119 Minuten benötigte Federer lediglich eine halbe Stunde. Das entscheidende Break gelang dem Schweizer zum 4:2 im ersten Satz. Federer fand nun den Rhythmus wieder und tankte Selbstvertrauen für die weiteren Spiele. Auch die gewohnte Effizienz, die gegen Tipsarevic nicht genügt hatte (16 vergebene Breakbälle), legte Federer wieder an den Tag. Gegen Berdych verpasste er nur bei 1:0 im dritten Satz einen möglichen Aufschlag-Durchbruch. Alle anderen Games, in denen Federer zu Breakbällen kam, holte sich der Schweizer.

Physisch fühlte sich Federer 48 Stunden nach dem Marathon gegen Tipsarevic wieder ausgezeichnet. Er betrieb seit Samstag aber Mehraufwand, um die Strapazen wegzustecken. Federer legte zwei zusätzliche Massage-Einheiten ein, verlängerte das Aufwärmen und das Stretching, zudem stellte er sicher, ausreichend Schlaf zu bekommen. Federer: «Im Spiel fühlte ich mich gut. Aber die Partie gegen Tipsarevic hat mich dennoch aus dem Rhythmus geworfen. Ich hatte gegen Berdych das Gefühl, mich selber mehr pushen zu müssen als normalerweise.»

Einfaches Los im Viertelfinal?

Nachdem Federer in den Achtelfinals keine unnötigen Kräfte vergeuden musste, präsentiert sich seine Ausgangslage wieder äusserst vielversprechend. In den Viertelfinals trifft er am Mittwoch auf den Amerikaner James Blake, gegen den er noch nie verloren hat. 7:0 lautet die Bilanz; von 19 Sätzen gegen Federer gewann Blake bloss einen. «Seine Spielweise passt zu meinem Spiel», blickt Federer extrem zuversichtlich nach vorne. Auch das strapaziöse Drittrunden-Spiel stellt für Federer gegen Blake kein Handicap mehr dar, denn der Amerikaner stand letzten Samstag gegen Sébastien Grosjean nicht weniger lang auf dem Platz als Federer.

Blake lag gegen die französische «Ballmaschine» Grosjean mit 1:2 Sätzen und im vierten Set mit zwei Breaks 1:4 in Rückstand. Auch im Tiebreak des vierten Satzes holte Blake nochmals einen 1:4-Rückstand auf und wehrte Matchbälle ab, ehe er sich im fünften Durchgang durchsetzte. Am Montag erreichte der Amerikaner aber wie Federer ohne grossen Aufwand die Viertelfinals: Er besiegte den kroatischen Überraschungsmann Marin Cilic 6:3, 6:4, 6:4.

Federer nicht nur auf dem Court ein Überflieger

Auch neben dem Platz schreibt Roger Federer - einmal mehr - Tennis-Geschichte. Laut dem «Tages Anzeiger» steht der Basler kurz vor einem Vertragsabschluss mit dem Sport-Giganten Nike. Ein neuer Ausrüstungsvertrag soll der Weltnummer 1 über 130 Millionen Franken bescheren. Durch diesen Deal avanciert Federer endgültig zum bestbezahlten Tennis-Spieler aller Zeiten. Den höchstdotierten Sponsoren-Vertrag besass bisher André Agassi. Er erhielt vom selben Konzern rund 100 Millionen Franken.

Australian Open, Achtelfinal

Roger Federer - Tomas Berdych 6:4, 7:6 (9:7), 6:3

LIVE-TICKER

- Federer nutzt seinen ersten Matchball mit dem zweiten Aufschlag.

Nach 1:58 Minuten steht Federer mit dem 6:4, 7:6 (9:7), 6:3 im Viertelfinal. Knapp war nur der zweite Durchgang.

- 40:15.

- 30:15. Ein bitterer Rückhandfehler Berdychs.

- 15:15.

- 15:0 für Federer.

- Berdych verkürzt mit seinem siebten Ass zum 3:5. Doch jetzt serviert Federer zum Sieg.

- 15:40 aus Sicht Federers.

- 15:15.

- Jetzt geht's plötzlich schnell. Federer mühelos zum 5:2.

- Break für Federer. Was war das den für ein Aufschlagspiel von Berdych? Der Tcheche schenkt Federer das Game mit haarsträubenden Fehlern.

- Drei Breakbälle für Federer.

- Federer scheint bei eigenem Aufschlag unbezwingbar. Der Schweizer stellt ohne grosse Probleme auf 3:2.

- Berdych muss wieder über Einstand, kann seinen Service aber halten: 2:2.

- Federer hält wieder souverän: 2:1.

- Berdych zieht den Kopf aus der Schlinge und gleicht mit seinem ersten Spielball zum 1:1 aus.

- 40:40.

- 15:40 aus Sicht Berdychs. Federer mit zwei Breakbällen gleich zu Beginn des dritten Satzes.

- Federer hält seinen Aufschlag im ersten Game des dritten Satzes: 1:0.

- Federers allfälliger Viertelfinalgegner steht bereits fest. Es wäre James Blake, der Marin Cilic mit 6:3, 6:4, 6:4 ausschaltete.

- Geschafft! Federer nutzt bei Aufschlag Berdych seinen ersten Satzball zum 7:6 (9:7). Der Tscheche vergab zuvor zwei Satzbälle und schenkte dem Schweizer dann nach 56 Minuten mit zwei unnötigen Fehlern den Durchgang.

- 8:7. Der erste Satzball für den Schweizer.

- 7:7. Da war alles offen, aber Berdych verschenkt den zweiten Satzball mit einer schwachen Vorhand.

- 6:7. Berdych mit starkem Volley zum zweiten Satzball. Diesmal bei Aufschlag Federer.

- 6:6. Berdych spielt den Ball unnötig ins Netz.

- 5:6. Federers Vorhand im Out. Berdych bei eigenem Aufschlag mit Satzball.

- 5:5. Berdychs Return im Aus.

- 4:5. Und dann ein herrlicher Cross-Court-Ball Federers. Die Mini-Breaks sind weg. Jetzt serviert der Schweizer zweimal.

- 3:5. Federer holt sich das erste Mini-Break zurück.

- 2:5. Wieder ein Mini-Break. Der Satzverlust droht.

- 2:4.

- 1:4. Das war zweimal souverän.

- 1:3.

- 1:2. Berdych holt mit einem Stopball das erste Mini-Break.

- 1:1.

- 0:1. Berdych geht in Führung. Jetzt serviert Federer zweimal.

- Federer gleicht zum 6:6 aus. Berdych serviert als erster im Tiebreak.

- 40:0.

- 30:0 für Federer.

- Auch Berdych ziemlich souverän: 6:5 für den Tschechen, er ist mindestens im Tiebreak.

- Federer gleicht eindrücklich zum 5:5 aus und kann den Satzverlust vorerst abwenden.

- 40:15.

- 30:15 für Federer.

- Berdych hält erneut und könnte jetzt mit einem zweiten Servicedurchbruch zum 1:1 nach Sätzen ausgleichen.

- Der Satz geht in die entscheidende Phase und Federer kann zum 4:4 ausgleichen.

- Ein nächstes zu-Null-Game für den Tschechen zum 4:3.

- Federer kann seinen Service aber halten und gleicht zum 3:3 aus.

- Berdych lässt nicht locker und holt sich den nächsten Breakball zum 4:2.

- Break für Federer. Den dritten Breakball kann der Schweizer dank einem Vorhandfehler Berdychs nutzen. Federer zurück im Satz.

- 0:40 aus Sicht Berdychs. Federers erste drei Breakbälle im zweiten Satz.

- Jetzt kann auch Federer das erste Game im zweiten Durchgang gewinnen: 1:3.

- Zu Null bestätigt Berdych das Break.

- Break für Berdych. Ein unkonzentriertes Game des Schweizers und schon schreibt Berdych sein erstes Break: 2:0.

- 30:40. Das ist der erste Breakball der Partie für Berdych.

- Berdych hält sein erstes Aufschlagspiel im zweiten Satz mühelos.

- Federer gewinnt den Startsatz. Die Weltnummer 1 liess in 31 Minuten überhaupt nichts anbrennen und gewinnt den Satz mit 6:4. Dabei schlug er 15 Winner.

- Break für Federer. Der Schweizer nutzt seinen ersten Breakball. Aus der Verteidigung spielt er einen traumhaften Cross-Court-Ball.

- Breakball für Federer beim Stand von 40:30.

- Auch bis zum 4:4 bleibt alles beim Alten. Die zwei Spieler beim Aufschlag eine Macht.

- Noch keine Breakbälle bis zum 3:2 für Berdych. Federer serviert ähnlich stark wie zuletzt gegen Tipsarevic.

- Beide Spieler bringen ihre ersten Servicespiele mühelos durch.

- Los geht's!

Vor dem Spiel

Roger Federer trifft in der Nacht auf Montag im Achtelfinal des Australian Open auf Tomas Berdych. Der Tscheche zerstörte Federer schon einmal einen Traum.

Vor vier Jahren bezwang Berdych (ATP 13) als Nobody Federer an den Olympischen Spielen in Athen und im Herbst forderte er ihn beim Davis-Cup in Prag. In bisher sechs Duellen siegte der Schweizer allerdings fünfmal. Trotzdem: Gewinnt Berdych und Nadal holt sich den Turniersieg, hätte der Tscheche nach der Olympia-Medaille 2004 Federer auch den Verlust der Weltnummer 1 beschwert.

Der Regeneration ordnete Federer nach dem viereinhalbstündigen Abnützungskampf am Sonntag alles unter. Er trainierte nur kurz - und profitierte davon, dass er einen eigenen Physiotherapeuten vor Ort hat. Zu den erfreulichen Dingen zählte zweifellos auch, dass Federer in Melbourne endlich einmal einen «Krimi» zu seinen Gunsten entscheiden konnte. In der Vergangenheit verlor er in der Rod-Laver- Arena derartige «Battles» regelmässig. Am Australian Open verlor er gegen Tommy Haas (2002 nach Matchball), David Nalbandian (2003) und Marat Safin (2005 nach Matchball) in fünf Sätzen; dazu gesellte sich 2003 die entscheidende Davis-Cup-Niederlage gegen Lleyton Hewitt (nach einer 2:0-Satzführung).

Australian Open, Achtelfinal ca. 5 Uhr

Roger Federer - Tomas Berdych

(si/fox/mon)

Australian Open, Achtelfinals

Männer:

James Blake (USA/12) s. Marin Cilic (Kro) 6:3, 6:4, 6:4

Frauen:

Venus Williams (USA/8) s. Marta Domachowska (Pol) 6:4, 6:4

Ana Ivanovic (Ser/4) s. Caroline Wozniacki (Dä) 6:1, 7:6 (7:2)

Agnieszka Radwanska (Pol/29) s. Nadia Petrova (Russ/14) 1:6, 7:5, 6:0

Daniela Hantuchova (Slk/9) s. Maria Kirilenko (Russ/27) 1:6, 6:4, 6:4

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