Bazar, Strand und TaxiGekonnt feilschen – so lässt du dich in den Ferien nicht über den Tisch ziehen
Ob auf dem Bazar oder beim Getränkeverkäufer am Strand: Wer im Ausland nicht ordentlich feilscht, zahlt meist zu viel. Verhandlungsexperte Frédéric Mathier gibt Tipps.
Darum gehts
In vielen Ländern ist es selbstverständlich, jegliche Preise zu verhandeln.
Vielen Schweizerinnen und Schweizern fällt das Feilschen schwer.
Ein Verhandlungsexperte gibt Tipps, damit du in den Sommerferien nicht über den Tisch gezogen wirst.
Die Sommerferien stehen an. Laut einer Umfrage von 20 Minuten plant fast jeder Zweite, den Urlaub im Ausland zu verbringen. Trotz Klimawandel wählen 43 Prozent davon das Flugzeug als Verkehrsmittel, reisen also möglicherweise auch in fernere Länder. Besonders im Süden gehört Feilschen zum Alltag. Ob am Strand, im Souvenirladen oder auf dem lokalen Markt, wer nicht verhandelt, zahlt meist überhöhte Preise.

Viele Schweizerinnen und Schweizer reisen auch dieses Jahr ins Ausland – die meisten mit dem Flugzeug.
Schweizern fällt Feilschen schwer
Den meisten Schweizerinnen und Schweizern bereitet dies jedoch massive Schwierigkeiten. «Wir lernen hier schlichtweg nicht, wie Feilschen funktioniert», meint Sozial- und Wirtschaftspsychologe Christian Fichter. «Es gehört nicht zu unserer Kultur, ist nicht Teil unseres Kaufverhaltens.»
Dass wir in der Schweiz nicht feilschten, habe mehrere Ursachen. Zum einen herrsche in diesem Land grosses gegenseitiges Vertrauen. «Man vertraut also auch dem Handelspartner im Bezug auf die Preisgestaltung. Wir sind uns sicher, dass der Verkaufspreis nicht weit weg von dem tatsächlichen Wert des Produkts liegt.»
Zum anderen denken Schweizerinnen und Schweizer laut Fichter sehr rational. «Durch das Feilschen geht wertvolle Zeit verloren, es ist also ressourcentechnisch nicht sinnvoll.» Ausserdem finde das Leben in wärmeren Regionen draussen auf der Strasse statt. Für die Leute dort sei das Einkaufen eine kommunikative Angelegenheit. «Dem ist hier nicht so, es fehlt die Lust am offenherzigen Dialog.»
So verhandelst du wie ein Profi
Während wir es in der Schweiz gewohnt seien, dass die meisten Preise fix und unverhandelbar seien, werde es in manchen Ländern gar als frech angesehen, den vom Verkäufer angesetzten Preis zu bezahlen, meint Fréderic Mathier. Er ist Verhandlungsexperte und gibt Tipps, wie auch du den Preis erfolgreich verhandeln kannst:
Vergleiche die Preise vor Ort. Dies hilft, einen realistischen Verkaufswert abzuschätzen. Sehr oft ist es so, dass du mit geschickten Verhandlungstaktiken mehr als 50 Prozent herausholen kannst.
Erwähne niemals, dass du Schweizer bist. Wer sich als Schweizer zu erkennen gibt, zahlt prinzipiell 20 bis 30 Prozent mehr. Auch Geschichten von angeblichen Verwandten oder Bekannten, die in derselben Stadt wie du leben, sind von den Verkäufern oft frei erfunden und dienen nur dazu, Sympathie aufzubauen. Davon solltest du dich nicht beeinflussen lassen.
Lass dir deine Begeisterung nicht anmerken. Hast du ein Souvenir gefunden, das du unbedingt kaufen möchtest, solltest du dein Pokerface aufsetzen. Wenn der Händler merkt, dass du etwas um jeden Preis möchtest, nutzt er dies aus und lässt dich den Preis nicht so sehr drücken. Er weiss, dass du den Artikel sowieso kaufen wirst.
Nimm dir Zeit. Je länger der Händler sich mit dir beschäftigt, desto wichtiger wird es ihm, dass du am Ende auch kaufst. Deshalb lässt er sich dann auch auf tiefere Preisvorschläge ein. Es ist also gar keine dumme Idee, ein offeriertes Getränk anzunehmen oder sich auf ein Gespräch einzulassen.
Fühle dich nicht verpflichtet. Auch wenn du ein Geschenk des Verkäufers angenommen hast, solltest du dich davon nicht unter Druck setzen lassen. Dieses Phänomen nennt sich Gesetz der Reziprozität: Wer mir einen Gefallen tut, dem bin auch ich etwas schuldig. Die Händler nutzen dies gekonnt aus.
Geh auch mal weiter. Manchmal kann es auch helfen, «Für den Preis? Nein, danke», zu sagen und weiterzugehen. Im Idealfall steigt der Verkäufer darauf ein und macht ein günstigeres Angebot. Dabei aber immer humorvoll und charmant bleiben.
Hab kein schlechtes Gewissen. Verhandle, auch wenn die Preise im Vergleich zur Schweiz bereits tief sind. Egal, wie gut du verhandelst, die Locals vor Ort bezahlen sowieso weniger.
Du kannst überall verhandeln. Egal, ob das Essen im Restaurant, die Taxifahrt, der Tagesausflug oder gar das Hotelzimmer, zu verhandeln kannst du immer versuchen. Fragen kostet nichts, jedoch solltest du auch ein Nein freundlich akzeptieren.
Feilschst du, wenn du im Süden in den Ferien bist?
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