Feuerteufel-Prozess Bern: «Feuer hat mich schon immer fasziniert»

Aktualisiert

Feuerteufel-Prozess Bern«Feuer hat mich schon immer fasziniert»

Ein Berner muss sich wegen Brandstiftung in 20 Fällen verantworten. Die Feuer legte er, weil er sich nicht ernst genommen fühlte.

21 Mal soll ein 53-jähriger Schweizer Feuer gelegt haben. Am Donnerstag steht er vor Gericht.

21 Mal soll ein 53-jähriger Schweizer Feuer gelegt haben. Am Donnerstag steht er vor Gericht.

Keystone/Peter Klaunzer

Im trockenen Sommer 2015 liess S.P.* seiner Faszination für Feuer freien Lauf: Der heute 53-jährige Schweizer legte zwischen Mai und August 19 mal im Berner Aaretal Feuer. Meist zündete er Asthaufen an, welche dann in Vollbrand gerieten. So etwa am 7. August in Rüti bei Riggisberg, als er einen Holzhaufen in Flammen steckte und den Tatort mit seinem Töffli verliess.

Hätte die Feuerwehr die Flammen nicht rasch gelöscht, hätte sich der Brand ausgebreitet und andere gefährdet, ist der Staatsanwalt überzeugt. Es sei nicht das einzige Mal gewesen, dass die Feuerwehr nach einem vom Angeklagten gelegten Brand Schlimmeres verhindert habe. Zudem verursachten seine Feuer mindestens 11'000 Franken Schaden.

Kindliches Gemüt

Er sei «der mit den Latzhosen», stellte sich der Angeklagte aus dem Kanton Bern zu Beginn der Verhandlung am Donnerstagmorgen vor. Die psychiatrischen Gutachten bescheinigen ihm eine Intelligenzminderung – er selber erzählte von seiner schwierigen Kindheit mit einer alkoholkranken Mutter. Der Beschuldigte ist geständig. Feuer legte S.P jeweils. weil er eifersüchtig oder frustriert war: «Wenn man mir im Wohnheim etwa nicht erlaubte, Traktor zu fahren, oder mich nicht ernst nahm», erklärte er vor Gericht.

Vor Gericht wirkte der Mann unbeholfen und kindlich. In seinen grünen Latzhosen und dem Faserpelz beantwortete er die Fragen der Richterin ehrfürchtig und klar: «Feuer haben mich schon immer fasziniert», gab S.P. zu. Dennoch habe er seine Brände jeweils nicht beobachtet: «Weil ich ein schlechtes Gewissen bekam.»

Vor Gericht zeigt sich S.P. reuig: «Das, was passiert ist, mache ich nicht mehr.» Er wünsche sich nun aber eine «schönere Zukunft». Er wolle nicht mehr zurück ins Gefängnis: «Dort habe ich Selbstmordgedanken und sehe keine Zukunft.»

Verteidiger: Kein «skrupelloser» Mann

Auch der Verteidiger sieht S.P.s Zukunft nicht in der Strafanstalt. Seine Taten liessen nicht auf «Skrupellosigkeit» schliessen. Bei den ihm zur Last gelegten 20 Vegetationsbränden blieb es bei manchen beim blossen Versuch. Verletzte forderten seine Taten keine.

Für seinen Mandanten forderte er daher die Unterbringung in einer betreuten und strukturierten Wohneinrichtung. Bezüglich des Strafmasses erachtet er eine Freiheitsstrafe von 13 Monaten für angemessen. Diese sei unbedingt auszusprechen, schliesslich gingen alle Gutachten von einer hohen Rückfallgefahr aus.

mang

Waldbrandgefahr und steigende Frequenz

Der Staatsanwalt hält eine Verharmlosung der Brände für unangebracht: Mehrere der Feuer hätten durchaus das Potenzial gehabt, Waldbrände auszulösen. Zudem seien die Abstände zwischen den Bränden zusehends kürzer geworden. Der Staatsanwalt fordert eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und zwei Monaten, die zugunsten einer sogenannten kleinen Verwahrung aufgeschoben werden soll. Allerdings befand auch er, dass die Strafanstalt nicht der richtige Ort für den Angeschuldigten ist.

Der Prozess findet am Regionalgericht Bern-Mittelland statt. Das Gericht tagt in Fünferbesetzung. Das Urteil wird morgen Freitag bekannt gegeben.

*Name der Redaktion bekannt

(sda)

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