Bern: Feuerwehrkaserne ist bereit für die Flüchtlinge

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BernFeuerwehrkaserne ist bereit für die Flüchtlinge

Nächste Woche ziehen die Flüchtlinge in die ehemalige Feuerwehrkaserne Viktoria ein. 20 Minuten durfte sich schon einmal umschauen.

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Ab Montag bietet das Durchgangszentrum Bern-Viktoria Platz für 150 Asylbewerber. (Video: Michael Fischer)

Von wo aus im letzten Jahr noch Feuerwehrleute ausrückten, um gegen Brände in der Bundesstadt zu kämpfen, will die Stadt Bern nun einen Beitrag gegen den Notstand bei Flüchtlingsunterkünften leisten. «Auch die Schweiz ist ein Teil von Europa. Im Moment, wo Millionen Leute auf der Flucht sind, haben auch wir aufgrund der Gesetzgebung die Pflicht, Platz in Durchgangszentren zur Verfügung zu stellen», sagte die Berner Gemeinderätin Franziska Teuscher beim Rundgang durch die ehemalige Feuerwehrkaserne. «Wir sind sehr froh, dass wir jetzt die alte Feuerwehrkaserne mit 150 Plätzen als Flüchtlingsunterkunft in Betrieb nehmen können.»

Erwartet werden viele einzelne Männer und Frauen aus Eritrea, Somalia, Syrien, Afghanistan, Iran, Pakistan, der Türkei, der Ukraine, West-, Zentral- und Nordafrika sowie Familien mit Kindern.

«Ein Massstab für Flüchtlingsunterkünfte»

Das neue Durchgangszentrum Bern-Viktoria sei «ein Vorbild und Massstab für Asylunterkünfte». «In der alten Kaserne sind die Flüchtlinge mitten unter uns, oberirdisch und an einem Ort des Lebens und des Austauschs.» Denn die Räumlichkeiten im Spitalackerquartier werden auch für andere Zwischennutzungen verwendet. Dazu zählen der Gastrobetrieb Löscher, die Musikschule und die Tagesschule.

Wer hat eine Nähmaschine?

Betrieben wird das DZ Bern-Viktoria von der Heilsarmee Flüchtlingshilfe. «Zwar ist noch nicht jedes Bett aufgestellt. Aber für die Leute, die nächste Woche kommen, sind wir bereit», sagt DZ-Leiter Martin Trachsel. Jeder von ihnen wird ein Starterset mit Bettzeug, Kochutensilien, Hygieneartikeln und Badetuch erhalten. Einkaufen müssen die Flüchtlinge selber. Dafür stehen ihnen pro Tag 9.50 Franken zur Verfügung.

Auch für Kleidung ist bereits gesorgt. «Wir sind regelrecht überhäuft worden», erzählt Trachsel. Im Moment habe man alles, was gebraucht werde. Mit einer Ausnahme: «Wenn jemand eine Nähmaschine hat, wären wir ein Abnehmer.»

Respekt der Kulturen

«Von den Bewohnern der Unterkunft erwarten wir eine aktive Beteiligung und Lernbereitschaft», betonte Dominik Wäfler von Heilsarmee Flüchtlingshilfe. Wichtig seien etwa Ordnung, Sauberkeit, Pünktlichkeit, der sorgsame Umgang mit Ressourcen und der Respekt der Kulturen. Erwachsene besuchen den Basis-Deutschkurs, Kinder werden eingeschult. Von Mitternacht bis 7 Uhr bleibt die Eingangstüre geschlossen.

Möglicherweise steht in Bern bald eine weitere Unterkunft zur Verfügung. Im Fall des Zieglerspitals liegt der Ball zurzeit bei den Gemeinderäten von Bern und Köniz. Nach Angaben des Bundes könnten in den leeren Räumlichkeiten ab November etwa 350 Flüchtlinge untergebracht werden.

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