Deutsche Polizei ermitteltFiel Zürcher Galerie auf Kunstfälscher rein?
Eine Zürcher Galerie soll ein Gemälde des wohl bekanntesten Kunstfälschers unserer Zeit verkauft haben – als Original. Unklar ist, wer es gekauft hat.
- von
- rad
Gemäss ersten Erkenntnissen des Berliner Landeskriminalamts (LKA) soll die Kunstgalerie Orlando im Zürcher Kreis 2 in einen Kunstfälscher-Skandal verwickelt sein. Grund der Ermittlungen des LKA ist der Verkauf des Gemäldes «Kleines kubistisches Stillleben» des französischen Künstlers Louis Marcoussis.
«Wir können heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon sprechen, dass wir es hier mit einer Fälschung zu tun haben», sagt René Allonge, Kriminalhauptkommissar beim LKA Berlin. Die mutmassliche Fälschung soll vom deutschen «Meisterfälscher» Wolfgang Beltracchi (65) angefertigt worden sein. Erhalten habe die Galerie das besagte Gemälde im Jahr 2008. Bevor es nach Zürich vermittelt wurde, war das Gemälde in Paris für über 300'000 Euro gehandelt worden.
300 Kunstwerke gefälscht
Mit seinen Kunstfälschungen hat Beltracchi Millionen verdient. 2010 flog sein Schwindel jedoch auf. Im folgenden Jahr kassierte Beltracchi in Köln vor Gericht eine sechsjährige Haftstrafe wegen Kunstfälschung. Im Januar 2015 wurde er jedoch auf Bewährung freigelassen.
Gemäss eigenen Angaben hat Beltracchi rund 300 Kunstwerke bekannter Künstler gefälscht. Gegenstand der Verhandlungen vor dem Kölner Gericht waren jedoch nur 14 von seinen Gemälden. Laut «Spiegel» soll er allein für den Verkauf dieser Werke insgesamt 16 Millionen Euro kassiert haben.
Noch ist unklar, wer der Käufer der mutmasslichen Marcoussis-Fälschung ist. Das LKA Berlin geht davon aus, dass es sich entweder in der Schweiz oder in einem anderen europäischen Land befindet. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» wollte sich Galeristin Susanne Orlando zu dem Fall nicht äussern. Bis dato wurden in der Schweiz diesbezüglich keine Ermittlungen seitens der Polizei aufgenommen.