MassenentlassungFifa kündigt Putz-Firma – 40 Leute verlieren Job
Der Weltfussballverband löst den Vertrag mit der Reinigungsfirma eines Blatter-Weggefährten auf. 40 Leute landen auf der Strasse, 20 Angestellte werden von der Fifa übernommen.
- von
- I. Strassheim/S. Spaeth
Die Kündigung erreichte die Reinigungsangestellten am Dienstag ohne Vorwarnung. Weil der Weltfussballverband Fifa den Putz-Deal mit der Firma SCJ aufgelöst hat, erhielt der Grossteil des Personals gestern die Kündigung. Im Brief, der 20 Minuten vorliegt, steht als Betreff «Betriebsschliessung und Entlassung in grösserer Zahl». Die Fifa und das Reinigungsunternehmen bestätigten dies gegenüber 20 Minuten am Mittwoch.
Die Vertragskündigung stehe im Zusammenhang mit dem laufenden Programm «Fifa 2.0 – the vision for the future», so der Fifa-Sprecher. Es gehe darum, die Geldflüsse besser zu kontrollieren und die Effizienz zu steigern.
Die Firma SCJ Personal Service AG wurde 2005 im Auftrag des damaligen Fifa-Präsidenten Sepp Blatter gegründet, um die Liegenschaften des Weltfussballverbandes zu unterhalten. Die Fifa habe nun nach 11 Jahren «guter und konstruktiver Zusammenarbeit» entschieden, die Bereiche Hospitality und Service neu zu organisieren, und damit den Rahmenvertrag mit SCJ aufgelöst. Laut SCJ-Geschäftsführerin Susana Mayer führt das Vorgehen der Fifa gemäss ausdrücklicher Bestimmung im Rahmenvertrag dazu, dass die Firma ihre Geschäftstätigkeit einstelle und die Gesellschaft liquidiert werde. Demzufolge sieht sich SCJ gezwungen, die Arbeitsverhältnisse mit den Angestellten aufzulösen: 26 Festangestellte und 15 temporäre Mitarbeitende verlieren den Job. 20 Angestellte sollen vom Fussballverband übernommen werden.
Niedrigerer Stundenlohn
Weil es sich laut den gesetzlichen Bestimmungen um eine Massenentlassung handelt, wurde ein sogenanntes Konsultationsverfahren eingeleitet und das kantonale Arbeitsamt informiert. Am Ende das Briefes schreibt SCJ, man bedauere die Situation, die ausserhalb des eigenen Herrschaftsbereiches liege.
Laut dem Fifa-Sprecher soll der Putzauftrag nun ausgeschrieben und an eine andere Firma vergeben werden. Bei SCJ sollen die Putzhilfen einen Stundenlohn von 25 Franken erhalten haben, wie informierte Kreise berichten. Dieser Lohn dürfte nun deutlich sinken.
Skandal um Fifa-Generalsekretärin
Verwaltungsratspräsident der SCJ Personal Services ist Charles Botta. Er war auch anderweitig für den Fussballverband tätig: Botta überwachte den Bau des neuen Fifa-Hauptsitzes am Zürichberg, der 2006 eröffnet wurde. Vor der WM in Südafrika 2010 war der Immobilienentwickler Botta für die rechtzeitige Fertigstellung der dortigen Stadien zuständig.
Ungereimtheiten zwischen SCJ-Personal und der Fifa kamen dieses Frühjahr ans Licht: Die neue Fifa-Generalsekretärin Fatma Samoura liess sich von SCJ die eigene Wohnung putzen, auf Kosten des Verbandes, wie das Nachrichtenmagazin «Spiegel» aufdeckte. Die Wirtschaftprüfer PWC entdeckten bei ihrer Kontrolle des Jahresabschlusses 2016, dass die Kosten hierfür mit knapp 30'000 Franken deutlich höher als die eigentlich mit der Fifa vereinbarten Arbeit in Wert von 5000 Franken lagen. Samoura soll die Mehrkosten an die Fifa zurückbezahlt haben.