Schweizer Kamerafrau zum Baldwin-Drama«Filmcrews werden bei den Drehs nicht genug geschützt»
Vor kaum einer Woche erschoss Alec Baldwin versehentlich Halyna Hutchins. Zuvor klagte die Filmcrew über schlechte Arbeitsbedingungen. Kamerafrau Bianca Butti weiss um das Problem.
- von
- Saskia Sutter
Darum gehts
Die Tragödie um Kamerafrau Halyna Hutchins, die am Set des Western «Rust» versehentlich von Schauspieler Alec Baldwin (63) erschossen worden ist, wirft Fragen zu den Arbeitsbedingungen an Hollywoods Filmsets auf.
Mehreren Medienberichten zufolge hat die Film-Crew bereits vor dem Unfall über lange Arbeitszeiten und Übermüdung während des Drehs geklagt.
Die Schweizerin Bianca Butti arbeitet seit über fünfzehn Jahren als Kamerafrau – auch in Hollywood.
Die 40-Jährige nimmt gegenüber 20 Minuten Stellung zu den Arbeitsbedingungen im Filmbusiness und lässt hinter die Kulissen blicken.
Letzten Donnerstag ereignete sich eine schreckliche Tragödie: Der Schauspieler Alec Baldwin erschoss versehentlich die Kamerafrau Halyna Hutchins (†42) während der Dreharbeiten zum Western «Rust». Weiter verletzte der 63-Jährige den Regisseur Joel Souza (48), der in kritischem Zustand ins Spital gebracht werden musste.
Laut zahlreichen Medienberichten klagte die Crew bereits vor dem Unfall über schlechte Arbeitsbedingungen am Filmset. Kameramann Lane Luper sagte etwa am Donnerstagabend, die Crew würde «wie Hundekot» behandelt werden. «Wir kämpfen gerade darum, dass man uns Hotelzimmer besorgt, weil wir abends zu müde sind, um noch zurückzufahren. Doch die Produzenten lehnen entweder ab oder wollen ein abgewracktes Motel buchen, das als Obdachlosenunterkunft genutzt wird», liess der Filmemacher via Facebook verlauten. Die prekäre Situation wirft Fragen auf – auf die Bianca Butti eine Antwort hat.
Der Unmut wächst weiter
Die 40-Jährige mit Schweizer Wurzeln lebt seit Jahren in den USA und hat als Kamerafrau bereits bei diversen Hollywood-Produktionen mitgewirkt. Sie weiss um die teilweise unzumutbaren Arbeitsbedingungen in der Branche Bescheid: «Übertrieben lange Arbeitszeiten gibt es auf vielen Sets. Es scheint, als würde das von der Filmcrew einfach erwartet werden», sagt Butti gegenüber 20 Minuten. Weiter würden die Mitarbeitenden während der jeweiligen Drehs generell nicht genügend geschützt werden.
Für jede professionelle Produktion ist es Pflicht, strenge Sicherheitsprotokolle für den Umgang mit Waffen am Set zu befolgen. Gemäss Butti werde das in den meisten Fällen auch so gemacht. Doch: «Wenn Produzenten versuchen, die Kosten tief zu halten, gibt es schnell Probleme. Dann werden unerfahrene Personen angeheuert und es kann passieren, dass die Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten werden», verrät die Kamerafrau, die in der Vergangenheit selbst auch als Produzentin tätig war.
Die schlechten Arbeitsverhältnisse an Hollywoods Filmsets sind mittlerweile nicht nur Butti aufgefallen. So trotzte die mächtige Filmcrew-Gewerkschaft IATSE den schlechten Arbeitsbedingungen in der Branche jüngst mit einem Streik. Nach dem Vorfall am Set von «Rust» wächst der Unmut unter den Crew-Mitgliedern weiter. Vor allem in den letzten Monaten hätten die Unruhen zugenommen, sagt Butti abschliessend: «Ich denke, dass es die Leute einfach satt haben – und das zurecht.»
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