Finnland: Onkalo wird für 100’000 Jahre kein Mensch mehr betreten

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 FinnlandDiesen Ort wird für 100’000 Jahre kein Mensch mehr betreten

In Finnland wird das weltweit erste Atomendlager in Betrieb gehen. Nach 100 bis 120 Jahren wird es für mindestens 100’000 Jahre versiegelt.

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Ein Demonstrationstunnel etwa 420 Meter unter der Erde im finnischen Endlager Onkalo für abgebrannte Brennelemente.

Ein Demonstrationstunnel etwa 420 Meter unter der Erde im finnischen Endlager Onkalo für abgebrannte Brennelemente.

imago/ZUMA Press
Onkalo liegt 450 Meter tief im Felsgestein der Insel Olkiluoto im Südwesten des Landes und ist das weltweit erste Endlager für abgebrannte Kernbrennstoffe.

Onkalo liegt 450 Meter tief im Felsgestein der Insel Olkiluoto im Südwesten des Landes und ist das weltweit erste Endlager für abgebrannte Kernbrennstoffe.

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Onkalo-Betreiber Posiva schätzt, dass es 100 bis 120 Jahre dauern wird, bis das Endlager voll ist. Dann werde die gesamte Anlage versiegelt, sodass die Behälter mindestens 100’000 Jahre lang mit ihrem tödlichen radioaktiven Inhalt von der Aussenwelt abgeschirmt lagern können.

Onkalo-Betreiber Posiva schätzt, dass es 100 bis 120 Jahre dauern wird, bis das Endlager voll ist. Dann werde die gesamte Anlage versiegelt, sodass die Behälter mindestens 100’000 Jahre lang mit ihrem tödlichen radioaktiven Inhalt von der Aussenwelt abgeschirmt lagern können.

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Darum gehts

  • In Finnland entsteht das erste Atomendlager der Welt.

  • Die Inbetriebnahme wird von vielen, darunter der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA, als Wendepunkt gefeiert.

  • Brennstäbe werden eingelagert, ohne diese vorher wiederaufzubereiten, was einige Wissenschaftler kritisieren.

«Onkalo» ist das finnische Wort für eine Höhle oder einen Hohlraum. Es impliziert etwas Grosses und Tiefes: Man weiss nicht, wo ein Onkalo endet oder ob es das überhaupt tut. Es ist laut BBC ein passender Name für ein riesiges Grab, das in den letzten 20 Jahren in Finnland angelegt wurde. Onkalo liegt 450 Meter tief im Felsgestein der Insel Olkiluoto im Südwesten des Landes und ist das weltweit erste Endlager für abgebrannte Kernbrennstoffe.

Olkiluoto beherbergt drei Kernreaktoren, die nebeneinander an der Küste stehen. Der dritte wurde erst 2020 in Betrieb genommen und war damit der erste neue Reaktor, der in Westeuropa seit 15 Jahren Strom liefert. Zusammen mit zwei weiteren Reaktoren in Loviisa an der Südküste erzeugen diese Reaktoren 33 Prozent des finnischen Strombedarfs.

Lob von der Internationalen Atomenergie-Organisation

Der Bau von Onkalo hat eine Milliarde Euro gekostet (rund 955 Millionen Franken) und soll in etwa zwei Jahren in Betrieb gehen. Die Inbetriebnahme wird von vielen, darunter der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA, als Wendepunkt gefeiert. «Jeder kannte die Idee eines geologischen Endlagers für hochradioaktiven Atommüll, aber Finnland hat sie verwirklicht», kommentierte Rafael Mariano Grossi, Generaldirektor der IAEA, bei einem Besuch des Standorts vor drei Jahren.

Die Endlagerung der abgebrannten Brennelemente wird irgendwann in den nächsten Jahren beginnen. Der finnische Onkalo-Betreiber Posiva schätzt, dass es 100 bis 120 Jahre dauern wird, bis das Endlager voll ist. Dann werde die gesamte Anlage versiegelt, sodass die Behälter mindestens 100’000 Jahre lang mit ihrem tödlichen radioaktiven Inhalt von der Aussenwelt abgeschirmt lagern können.

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Es gibt auch Kritik

In Onkalo werden abgebrannte Brennstäbe eingelagert, ohne diese vorher wiederaufzubereiten. Einige Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Wiederaufbereitung – also das Verfahren zur Trennung von Plutonium und Uran aus abgebrannten Brennelementen, bei dem wiederverwendbares Kernmaterial und hochradioaktiver Abfall entstehen – die Sicherheit erhöhen würde, da das Gesamtvolumen des verbleibenden Abfalls verringert würde.

«Man kann auch Uran und Plutonium zurückgewinnen, das zur Herstellung von neuem Brennstoff verwendet werden kann», erklärt Marja-Siitaru Kauppi, Dozentin am Fachbereich Chemie der Universität Helsinki, die für Posiva geforscht hat. Etwa ein Drittel des weltweiten Atommülls wurde bereits wiederaufbereitet und kann dann verglast werden (zu Glas werden).

Warnung vor Nuklearterrorismus

Andere Stimmen warnen jedoch davor, dass die Wiederaufbereitung das Risiko des Nuklearterrorismus erhöhe. Langfristig könnten sich verglaste Abfälle auch bei Kontakt mit dem Grundwasser auflösen. Posiva, das für den Bau und Betrieb von Onkalo gegründete Unternehmen, sagt selbst, dass die Wiederaufbereitung technisch anspruchsvoll und teuer sei.

Ausserdem falle bei der Wiederaufbereitung immer noch eine gewisse Menge hochradioaktiver Abfälle an. Posiva ist sich deshalb sicher: «Eine Entsorgungsanlage wäre also in jedem Fall erforderlich.»

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