FCZ in der KriseFischer ist nicht das Problem – er hat eins
Trotz einer Serie von Misserfolgen steht die Person Urs Fischer beim FC Zürich nicht zur Debatte. Das ist richtig so. Denn das Problem ist die Mannschaft.
- von
- Sandro Compagno

Für Admir Mehmedi (l.) interessieren sich Nürnberg und Sunderland – kann ihn Urs Fischer trotzdem für die Arbeit beim FCZ motivieren?
Die Frage hört Sportchef Fredy Bickel nicht zum ersten Mal: Ist Urs Fischer ein Thema? «Nein. Überhaupt nicht», lautet seine Standardantwort. Nicht einmal eine Pleite am Sonntag gegen Schlusslicht Lausanne-Sport würde daran etwas ändern.
Auch so ist der Druck auf Fischer nach 14 Spielen mit nur vier Siegen gross genug. Fischer hat ein Problem. In seinem Kader stehen nicht weniger als sieben Spieler mit auslaufenden Verträgen: Leoni, Guatelli, Djuric, Margairaz, Barmettler, Alphonse und Aegerter. Dazu kommt eine Reihe von Spielern, die sich trotz weiterlaufenden Verträgen auf dem Markt umschauen: Rodriguez wird von Bayern München umworben, Nikci von Augsburg, Mehmedi von Nürnberg und neuerdings auch vom FC Sunderland. Und Jorge Teixeira ist nach Zürich gekommen, um europäisch zu spielen. «Alle wollen weg», sagte ein FCZ-Spieler kürzlich zu 20 Minuten. Genannt werden will er nicht.
Das Phänomen, unter dem Fischers Mannschaft leidet, ist in der Arbeits- und Organisationspsychologie als «innere Kündigung» bekannt. Die Identifikation mit dem Arbeitgeber sinkt, die Arbeitsmotivation ebenso. Die Folge ist ein Nachlassen des Arbeitseinsatzes bis hin zu Dienst nach Vorschrift. Fischer ist also weniger der Trainer, als vielmehr das Opfer seiner Mannschaft.
Eine Einschätzung, die Fredy Bickel nicht teilt. Wer gehen wolle, müsse erfolgreich und gut spielen, um auf dem Transfermarkt erfolgreich zu sein, meint der FCZ-Sportchef: «Und ‹schaurig› erfolgreich sind wir momentan ja nicht.» Kein ausländischer Klub schicke seine Scouts zum Tabellen-8. der Super League. Jenen mit auslaufenden Verträgen kann es egal sein. Sie sind im Sommer ablösefrei. Das kann sich lohnen. Die Frage ist nur: Wie findet Fischer aus seiner Opferrolle heraus? Auch Treueschwüre haben eine Halbwertszeit.