Reisen durch die SchweizFlüchtlinge nutzen Carpooling-Apps
Damit sie nicht selbst mit müssen, schicken Schlepper Flüchtlinge neuerdings mittels hilfsbereiten Autofahrern durch Europa. Das Phänomen ist auch in der Schweiz bekannt.
- von
- vro
Schlepper finden immer neue Wege, Flüchtlinge nach Europa zu schmuggeln. Auch digitale Angebote sind ihnen willkommen, wie ein Fall vom 1. Februar zeigt, den die «Schweiz am Wochenende» beschreibt: Ein Lastwagenchauffeur aus Tunesien bot seinen freien Platz über die Carpooling-App Blablacar an, als er von Pisa aus nach Deutschland fuhr. Zwei junge Nigerianer nutzten sein Angebot und bezahlten im Voraus hundert Euro für die Fahrt.
Was der Fahrer nicht wusste: Die beiden Männer sind Flüchtlinge, sie bezahlen in solchen Fällen nicht nur für die Sitzplätze, sondern müssen auch dem Schlepper Geld abgeben, wie Lulzana Musliu, Sprecherin des Bundesamts für Polizei (Fedpol), der Zeitung erklärt. Das Vorgehen sei in der Schweiz bekannt. Die Schlepper müssten so nicht selbst mit den Flüchtlingen mitfahren.
Nicht der einzige Fall
Im Fall von Anfang Februar hatten die Mitfahrer aber Pech: Der Lastwagenfahrer wurde misstrauisch. Nach der Schweizer Grenze fuhr er in Deutschland einen Polizeiposten an und informierte die Bundespolizei. Es stellte sich heraus: Die Pässe der Fahrgäste gehörten anderen Personen, einer der beiden war in der Schweiz als Asylsuchender registriert, der andere in Italien und Österreich. Sie wurden ins Aufnahmezentrum überführt und erhielten eine Strafanzeige.
Es ist nicht der einzige Fall, in dem die Carpooling-App für eine Flucht zweckentfremdet worden ist. Das zeigt eine Meldung der Bundespolizeiinspektion Weil am Rhein vom Dienstag mit der Überschrift «Schon wieder: Flüchtling kommt per Mitfahrzentrale». Ein 24-jähriger Gambier wurde an der Schweizer Grenze zu Deutschland erwischt, der laut der «Schweiz am Wochenende» seine Reise ebenfalls über die App Blablacar gebucht hatte. Auch er gab der Bundespolizei falsche Personalien an.
Interaktionen auf Plattform werden überwacht
Im April soll sich zudem ein 29-jähriger Ägypter in der Schweiz vor Gericht verantworten, weil er zwei Männer ohne gültige Ausweise von Mailand nach Saarbrücken bringen wollte. In Basel wurde er bei einer Verkehrskontrolle festgenommen, schreibt die Zeitung. Ein Schlepper hatte die Mitfahrgelegenheiten für die beiden Männer über Blablacar organisiert.
In Deutschland ist das Vorgehen neu, wie ein Sprecher der Bundespolizei sagt. Bei Blablacar, das zu einer französischen Firma gehört, kennt man es jedoch bereits: «Als die Welle der illegalen Einwanderung in Europa am höchsten war, gab es einen Anstieg von Konten, die wir schliessen mussten», sagt eine Sprecherin zur Zeitung. Mitarbeiter würden die Interaktionen auf der Plattform mittlerweile überwachen. Anbieter von Mitfahrgelegenheiten erhalten bei grenzüberschreitenden Routen zudem einen Warnhinweis.