Messehalle 9Flüchtlinge ziehen in Ikea-Häuschen
Beim Zürcher Hallenstadion wohnen bald 250 schutzsuchende Menschen in einer grosse Messehalle. Dies kommt bei Politikern unterschiedlich gut an.
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- zed
Um die steigende Anzahl Flüchtlinge unterbringen zu können, sind auch unkonventionelle Lösungen gefragt: Die Stadt Zürich stellt in einer Messehalle in Oerlikon Ikea-Häuschen auf, in die ab Januar die ersten Flüchtlinge einziehen werden.
Die baulichen Vorbereitungsarbeiten in der Halle 9 neben dem Hallenstadion haben am Montag begonnen, wie die Asyl-Organisation Zürich (AOZ) mitteilte. Voraussichtlich ab Anfang Januar werden sukzessive insgesamt rund 250 Personen in die Halle einziehen und vorübergehend dort wohnen.
Mietvertrag auf ein Jahr
Die Messehalle 9 war zuvor für verschiedensten Events wie beispielsweise die ZSC-Fan-Meisterfeier oder eine Yoga-Messe benutzt worden. Dies wird sich in Zukunft aber ändern. «Wir standen mit der Stadt schon länger in Kontakt, da eine Umnutzung der Messehalle 9 sowieso in Planung war», sagt Christian Jecker, Sprecher der MCH Group, der das Areal gehört. Der Betrieb dieser kleineren Halle hätte sich neben der grossen Messehalle auf längere Sicht nicht mehr gelohnt. «Die Stadt kam schliesslich mit der Idee, die Halle an die AOZ zu vermieten.»
Gemäss Mitteilung konnte die AOZ mit der MCH Group einen Mietvertrag für ein Jahr mit Option auf Verlängerung unterzeichnen. Anfang November informierte die Sicherheitsdirektion des Kantons Zürich, dass sie die Aufnahmequote für Asylsuchende für die Gemeinden per 1. Januar 2016 von 0,5 auf 0,7 Prozent erhöht. Die Stadt Zürich muss somit kurzfristig zusätzlich 780 Personen unterbringen.
«Das Quartier ist überlastet»
Um in Zürich weitere Unterkünfte zu schaffen, wurden bereits drei Zivilschutzanlagen in Unterstrass, Altstetten und Witikon als temporäre Durchgangszentren in Betrieb genommen. Sie bieten je rund hundert Personen Platz. Nun kommt noch die Halle 9 als Übergangszentrum für Asylsuchende hinzu.
Die Meinungen über diese neue Einrichtung gehen weit auseinander. Christian Relly, Präsident des Quartiervereins Oerlikon, sieht darin eine realistische und praktikable Lösung: «Die Halle steht leer und die Flüchtlinge sind nun einmal da und müssen irgendwo untergebracht werden.» Probleme, die für das Quartier aufkommen könnten, sieht er dabei vorderhand keine.
Kritischer sieht die Lage Christian Huser, FDP-Gemeinderat aus dem betroffenen Kreis 11: «Gegen die Ikea-Häuser habe ich grundsätzlich nichts, aber Tatsache ist, dass wir mit vier Durchgangszentren in den Quartieren Oerlikon und Seebach einfach überlastet sind.» Er rechnet damit, dass früher oder später Probleme auftreten werden.
SVP wird mit allen Mitteln dagegen kämpfen
Gleich sieht dies SVP-Fraktionschef Martin Götzl: «Der Kreis 11 hat bereits einen sehr grossen Anteil der Flüchtlinge, die nach Zürich kommen, aufgenommen. Jetzt sind wir an der Kapazitätsgrenze angelangt.» Daher findet Götzl den Standort der Messehalle unglücklich gewählt. «Vor drei Monaten wurde im Gemeinderat über zusätzliche Aufnahmen von Flüchtlingen abgestimmt – dieser Vorstoss wurde von sämtlichen Parteien, ausgenommen der SVP, unterstützt.»
Dass die Stadt nun einfach auf Privatgebäude ausweiche, findet Götzl untragbar. «Selbstverständlich wird die SVP das so nicht akzeptieren. Wir werden diese neue Flüchtlingsunterkunft in Oerlikon mit parlamentarischen Mitteln bekämpfen, ein SVP-Vorstoss wird eingereicht.» (zed/sda)