Folgen von Tschernobyl in der Schweiz immer noch spürbar

Aktualisiert

Folgen von Tschernobyl in der Schweiz immer noch spürbar

Auch noch 20 Jahre später sind die Folgen der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl in der Schweiz noch nachweisbar.

Betroffen ist vor allem das Tessin. Experten gehen von 200 zusätzlichen Krebstodesfällen als Folge des Unfalls aus.

In der Schweiz ist das langlebige Cäsium-Nuklid im Boden zwar abgeklungen und in tiefere Erdschichten eingedrungen, doch lässt es sich vor allem im Tessin immer noch nachweisen, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag mitteilte. In den Grundnahrungsmitteln hat der Gehalt an künstlicher Radioaktivität bereits ab 1987 kontinuierlich abgenommen. Er liegt heute im Bereich der Werte vor dem Unfall von Tschernobyl. Erhöhte Werte weisen dagegen immer noch Wildpilze und Wildfleisch auf. Die zusätzliche Strahlendosis beträgt laut BAG 0,5 Milli-Sievert (mSv). Bei Menschen, die in besonders stark betroffenen Gebieten lebten wie zum Beispiel Selbstversorger im Tessin, dürfte dieser Wert bis um das Zehnfache grösser sein. Grundsätzlich beträgt die mittlere jährliche Strahlendosis der Schweizer Bevölkerung 4 mSv. Hochrechnungen, die auf Erfahrungswerten von Hiroshima und Nagasaki basieren, weisen darauf hin, dass in der Schweiz als Folge des Reaktorunfalls mit etwa 200 zusätzlichen Krebstodesfällen zu rechnen ist.

In der Schweiz wurden nach dem Unfall die Radioaktivitätsüberwachung und die Einsatzorganisation neu strukturiert, die Nationale Alarmzentrale verstärkt, die Messkapazität verbessert und durch automatische Überwachungs- und Warnnetze ergänzt. Bis zu einem Radius von 20 Kilometern um die schweizerischen Kernkraftwerke wurden Kaliumiodid-Tabletten an die Bevölkerung verteilt. Auch auf dem Gebiet der Gesetzgebung wurden Verbesserungen vorgenommen und 1994 mit der neuen Strahlenschutzgesetzgebung umgesetzt, wie das BAG schreibt. (dapd)

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