In Kristallen entdeckt: Forscher erwecken uralte Mikroben zum Leben

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In Kristallen entdecktForscher erwecken uralte Mikroben zum Leben

In Mexiko haben Höhlenforscher riesige Kristalle entdeckt, in denen unbekannte Mikroorganismen stecken. Letztere haben sie im Labor auferstehen lassen.

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Nicht nur die Grösse dieses Kristalls ist eindrucksvoll, sondern auch sein Innenleben. So steckten in ihm jede Menge unbekannte Kleinstlebenwesen, die seit mindestens 10'000 Jahren in einer Art Schlafzustand waren. (Im Bild: Forscher Mario Corsalini, Mitglied des Forscherteams)

Nicht nur die Grösse dieses Kristalls ist eindrucksvoll, sondern auch sein Innenleben. So steckten in ihm jede Menge unbekannte Kleinstlebenwesen, die seit mindestens 10'000 Jahren in einer Art Schlafzustand waren. (Im Bild: Forscher Mario Corsalini, Mitglied des Forscherteams)

Keystone/AP/Mike Spilde
Entdeckt haben die ungewöhnliche Lebensgemeinschaft Forscher um Penelope Boston, Direktorin des Nasa-Instituts für Astrobiologie, ...

Entdeckt haben die ungewöhnliche Lebensgemeinschaft Forscher um Penelope Boston, Direktorin des Nasa-Instituts für Astrobiologie, ...

Nasa
... in den schwer zugänglichen Naica-Höhlen in Mexiko.

... in den schwer zugänglichen Naica-Höhlen in Mexiko.

Screenshot Google Maps

In den schwer zugänglichen Naica-Höhlen in Mexiko sind Forscher auf Kristalle gestossen, die zum Teil grösser als Menschen sind. Doch das ist nicht die einzige Überraschung: In den Steinen steckten uralte Mikroben.

Höhlenforscherin Penelope Boston, Direktorin des Nasa-Instituts für Astrobiologie, schätzt, dass die Kleinstlebewesen seit mindestens 10'000, vielleicht sogar seit bis zu 50'000 Jahren dort in einer Art Schlafzustand waren.

Etwa 90 Prozent der Bakterien und Archaeen seien bisher völlig unbekannt, berichtete die Forscherin. Archaeen sind eine sehr besondere Form von Kleinstlebewesen. Zusammen mit Kollegen fand sie die Mikroben vor allem in mit Flüssigkeit gefüllten Einschlüssen der Kristalle, die sie steril aufbohrten.

Fünf Meter hohe Kristalle

2008 kletterte Boston, damals noch Professorin am New Mexico Institute of Technology, erstmals in die spektakulären Höhlen, die vor 100 Jahren durch Zufall von Minenarbeitern entdeckt worden waren. Normalerweise mit Wasser gefüllt, wurden die Höhlen während der Abbauarbeiten leergepumpt. Die imposanten, durchscheinend weissen Kristallnadeln aus Calciumsulfat, die sich darin befinden, sind bis zu fünf Meter hoch. Ihr Durchmesser erreicht einen Meter.

Während andere Wissenschaftler bereits Mikroben an den Höhlenwänden entdeckt hatten, waren die Funde im Innern der Kristalle völlig überraschend. «Diese Lebewesen gedeihen unter Extrembedingungen. Sie brauchen kein Licht. Sie verarbeiten Mineralien, um Energie zu gewinnen», erläutert Boston.

Wiederbelebt im Labor

Um die Bakterien im Labor wieder zum Leben zu erwecken, ahmte Bostons Team deren Lebensumfeld nach. «In einer entsprechend zusammengesetzten Nährlösung versuchen wir, die Kerle wieder zum Wachsen zu bringen.» Es habe nicht bei allen geklappt, aber bei vielen.

Auch andere Forscher haben in der Vergangenheit berichtet, in Salz- oder Eisschichten, etwa in Österreich, uralte Mikroben entdeckt und wiederbelebt zu haben. Deren Alter soll teils sogar viele Millionen Jahre betragen. Diese Funde sind jedoch umstritten.

Hinweis auf ausserirdisches Leben?

Als Astrobiologin für die Nasa sieht Boston in ihren Funden auch wichtige Hinweise für die Suche nach extraterrestrischem Leben. «Natürlich ist da die Frage wichtig, wie lange ein Lebewesen in geologischem Material überleben kann.» So sei diese Frage mit Blick auf den Mars interessant: Möglicherweise schlummere dort Leben aus vergangenen Zeiten im Gestein.

Die Funde sind bislang nicht in einem Fachmagazin publiziert. Boston stellte sie jedoch jüngst schon auf der weltgrössten Wissenschaftskonferenz AAAS in Boston vor. (fee/sda)

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