Experiment in BernForscher offerieren Kiffern 600 Kilo Bundeshanf
Wie wirkt sich der geregelte Verkauf von Cannabis aus? Wissenschaftler wollen das feststellen, indem sie Gras unters Volk bringen – bezahlt vom Nationalfonds.
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Kiffen ist ein weit verbreitetes Phänomen. Im Kanton Bern soll nun eine legale Abgabe während drei Jahren zeigen, welche Auswirkungen sich daraus ergeben.
Bis zu 600 Kilogramm Hanf werden für eine dreijährige Studie im Kanton Bern benötigt, die die Auswirkungen von reguliertem Verkauf der Droge untersuchen soll. Der Schweizerische Nationalfonds investiert 720'000 Franken in das Projekt des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin und des Klinischen Studienzentrums. Der Schwarzmarktwert des Bundeshanfs beläuft sich auf rund 12 Millionen Franken.
Wie die «SonntagsZeitung» schreibt, hat die Berner Ethikkomission das Experiment im März nach langem Hin und Her bewilligt. Nun werden Kiffer ihr Hanf in Apotheken beziehen können, sofern sie nachweisen können, dass sie regelmässig kiffen.
23'000 Widerhandlungen
Noch ist das Kiffen in der Schweiz illegal. Laut der Zeitung hat es 2015 fast 23'000 Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz wegen Hanf gegeben. Wer allerdings mit weniger als 10 Gramm erwischt werde, dem blühe nur eine Ordnungsbusse. Entsprechend hoch sei die Kifferkriminalität.
«Wir haben mit der Studie die Chance, den politischen Entscheid einer regulierten Cannabis-Abgabe in der Schweiz zu simulieren», sagt Co-Studienleiterin Stefanie Hossmann gegenüber der Zeitung. Ähnliche politische Vorstösse haben in einigen Ländern wie den USA und Kanada bereits Fuss gefasst. Am Mittwoch reichte auch in der Schweiz der Verein Legalize It eine Initiative zur Legalisierung von Hanf bei der Bundeskanzlei ein.
10 bis 20 Franken pro Gramm
Damit die Abgabe nicht aus dem Ruder läuft, dürfen die Probanden maximal 24 Gramm pro Monat beziehen. Das reiche für 20 bis 30 Joints. Kosten würde das Gramm 10 bis 20 Franken bei einem THC-Gehalt von rund 12 Prozent. Dies sei der durchschnittliche Schwarzmarktpreis.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich durch die legale Abgabe nichts ändern wird – ein Argument für die Legalisierung. Zudem könnten dann Steuern erhoben werden, wie auch die Initiative von Legalize It fordert. Gesundheitsminister Alain Berset (SP) äusserte sich gegenüber der «SonntagsZeitung» positiv zur Studie: Er begrüsse es, «wenn neue Modelle und Wege ausprobiert werden».