Wirkt im GehirnForscher tüfteln an einer Impfung gegen Stress
Ein kleiner Pieks, und schon ist der Stress gegessen – für immer. Noch ist das bloss eine schöne Vorstellung, doch bald könnte diese Wirklichkeit sein.
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Arbeit, Haushalt, Freunde, Freizeit – wer das alles unter einen Hut bekommen will, gerät zwangsläufig unter Stress. Geht dieser nicht vorüber, sondern bleibt längere Zeit bestehen, macht er krank – und das nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.
Denn auch Angsterkrankungen, Depressionen oder posttraumatische Belastungsstörungen können die Folge von Dauerstress sein, weil Stress die Entzündungsreaktionen im Gehirn verstärkt, die anfällig für solche Erkrankungen machen.
Fortsetzung früherer Studie
Diesen Prozess wollen Forscher um Matthew Frank von der University of Colorado in Boulder unterbinden – mit einer Impfung, wie sie im Fachjournal «Brain, Behavior, and Immunity» schreiben.
Mit ihrer Studie bauen die Neuropsychologen auf einer früheren Forschungsarbeit von Kollegen auf. Die hatten 2016 herausgefunden, dass Mäuse weniger gestresst auf aggressive Artgenossen reagieren, wenn sie zuvor ein Präparat aus abgetöteten Bakterien der Art Mycobacterium vaccae injiziert bekommen haben. Worauf das zurückzuführen ist, klärten sie allerdings nicht.
Um diese Forschungslücke zu schliessen, impften Frank und seine Kollegen nun Ratten dreimal im Abstand von einer Woche mit dem Präparat und schauten, was passierte.
Veränderungen auf verschiedenen Ebenen
Dabei zeigte sich, dass sich acht Tage nach dem letzten Pieks die Konzentration eines antientzündlichen Proteins – des Interleukin-4 – in ihrem Hippocampus deutlich erhöht hatte. Dieser Hirnbereich spielt unter anderem für Emotionen wie Angst und innere Unruhe eine wichtige Rolle.
Doch das war noch nicht alles: Als die Forscher die Ratten einer stressigen Umgebung aussetzten, reagierten deren Gehirne anders als die nicht geimpfter Tiere. Einerseits schütteten sie weniger vom Stressbotenstoff HMGB1 aus, der anfällig für Entzündungen macht. Andererseits produzierten sie mehr CD200R1-Rezeptoren. Diese sorgen dafür, dass die Immunzellen des Gehirns in einem antientzündlichen Zustand bleiben.
Die Veränderungen schlugen sich auch in dem Verhalten der Tiere nieder: Sie zeigten sich deutlich weniger gestresst, wie die Hochschule mitteilt.
Weitere Studien in Arbeit
Frank und seine Kollegen hoffen nun, dass sich der positive Effekt des Mycobacterium vaccae in weiteren Studien bestätigt.
Gleichzeitig planen sie, auch weitere Bakterienstämme zu testen. So, wie es sie es bereits in einer anderen aktuellen Studie tun, in der sie prüfen, ob Veteranen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung von oral verabreichten Probiotika mit Lactobacillus-reuteri-Bakterien profitieren können.
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