Stadt ZürichFrauen besetzen leer stehendes Haus im Kreis 7
Eine Gruppe von Frauen hat ein leer stehendes Haus in Zürich-Hottingen besetzt. Der dort geplante Neubau ist durch einen Rekurs aus der Nachbarschaft blockiert.
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- wed/bec/rom

Das besetzte Haus in Zürich-Hottingen.
«Besetzt und bewohnt.» Ein Transparent mit dieser Aufschrift hängt seit der Nacht auf Montag an einem leer stehenden Haus an der Freiestrasse 134 in Zürich-Hottingen. Besetzt wurde es von einer Frauen-Gruppe. «Wir wollen diesen Wohnraum beleben, anstatt täglich daran vorbeigehen und sehen zu müssen, dass er überflüssig leer steht», schreibt die Gruppe «Frauen*» auf einer Website.
Und weiter: «Bei einer angedrohten Räumung rufen wir alle Leute, die für selbstorganisierte Wohn- und Kulturräume kämpfen, auf, sich vor dem Haus an der Freiestrasse 134 zu versammeln. Nicht unbedingt, weil wir hoffen, dadurch liesse sich eine Räumung verhindern. Aber wir wollen nicht still und heimlich besetzen. Eine Besetzung soll sichtbar sein für alle, die der Stadtentwicklung kritisch gegenüberstehen.»
Personenkontrollen und ein eingebrochenes Fenster
Wie eine Besetzerin zu 20 Minuten sagt, habe die Polizei zwischen 11 und 12 Uhr mehrere Personenkontrollen durchgeführt und nebenbei noch ein Fenster eingeschlagen: «Das ist der grösste Sachschaden im Haus.»
Die Stadtpolizei Zürich bestätigt die Besetzung sowie auch die Personenkontrollen. «Im Haus wurden drei Personen angetroffen, wovon man zwei kontrolliert hat und eine Person wurde für weitere Abklärungen auf die Wache mitgenommen», sagt Sprecher Marco Bisa. Inzwischen sei diese aber wieder frei. Und: «Das Fenster wurde im Rahmen der Kontrolle mit dem Einverständnis des Besitzers eingeschlagen», so Bisa weiter.
Neubau mit 28 Wohnungen geplant
Eigentümerin des Hauses ist die Interpool Consulting AG. Diese möchte sich auf Anfrage nicht zur Besetzung äussern. Ihr gehören auch die Nachbarhäuser 136 und 138. Bislang befanden sich in den beiden Gebäuden aus den 1920er-Jahren und dem Zwischenbau aus den 1980er-Jahren Arztpraxen und drei Wohnungen. Nun ist an dieser bevorzugten Adresse ein Neubau mit 28 «hochwertigen» Miet- und Eigentumswohnungen geplant.
Die Stadt hat das Bauprojekt Anfang Jahr zwar bewilligt, doch dagegen ist ein Rekurs aus der Nachbarschaft eingegangen. Kritisiert wird die Länge des Neubaus, dieser sei zu wuchtig für das Quartier.
Zürcher Hausbesetzer-Praxis
Hausbesetzung ist ein Straftatbestand. Dennoch braucht es in der Stadt Zürich einiges, bis eine besetzte Liegenschaft von der Polizei geräumt wird - denn eine Räumung soll nicht nur für den Moment, sondern auf Dauer erfolgreich sein. So will es der Stadtrat. Ein Strafantrag wegen Hausfriedensbruch reicht nicht. Räumungsvoraussetzungen sind: Eine Abbruch- oder Baubewilligung, eine Neunutzung oder die Gefährdung der Sicherheit von Personen. Wobei die Polizei den Besetzern in solchen Fällen zunächst eine Frist setzt für den Auszug.