Proteste in Syrien: Frauen und Kinder blockieren Strasse

Aktualisiert

Proteste in SyrienFrauen und Kinder blockieren Strasse

Syrische Sicherheitskräfte haben mehrere Dörfer angegriffen und zahlreiche Aktivisten verhaftet. Tausende Frauen verlangten mit einer Strassenblockade die Freilassung der Männer.

Aus Protest gegen das gewaltsame Vorgehen von Sicherheitskräften gegen Regierungsgegner in Syrien haben am Mittwoch tausende Frauen und Kinder eine wichtige Verkehrsstrasse blockiert. Die Demonstranten, die sich auf einer Strasse zwischen den Küstenstädten Tartus und Banias versammelten, schwenkten Augenzeugenberichten zufolge weisse Fahnen und Olivenzweige. Sie forderten demnach die Freilassung Hunderter Männer, die in den vergangenen Tagen in zwei Dörfern im Nordosten des Landes festgenommen wurden.

Nach Angaben von Bewohnern und Aktivisten wurden am Dienstag Hunderte Männer, sowohl junge als auch alte, in Gewahrsam genommen. Sicherheitskräfte und der Regierung nahe stehende Bewaffnete hätten die Dörfer Baida und Beit Dschnad angegriffen, um den dort wachsenden Widerstand gegenüber der Regierung zu ersticken. Augenzeugen und Mitglieder der syrischen Opposition sagten, die Sicherheitskräfte hätten in den Dörfern automatische Waffen eingesetzt. Mindestens ein Mensch sei ums Leben gekommen.

Die Festnahmen hätten die Bewohner in Wut versetzt, sagte der Augenzeuge weiter. Unter den Festgenommenen befänden sich auch Teenager. Sicherheitskräfte hätten die festgenommenen Männer zu Boden gezwungen und aufgefordert, in Sprechchören Assad ihre Unterstützung zuzusagen. Eine unabhängige Bestätigung der Berichte war nicht möglich.

Nach Angaben von Bürgerrechtlern sind bei den seit mehr als drei Wochen andauernden Unruhen in Syrien rund 200 Menschen ums Leben gekommen. Seit Beginn der Proteste sind die Syrer zu Zehntausenden auf die Strassen gegangen, um Reformen zu fordern und gegen das autoritäre Regime von Präsident Baschar Assad zu protestieren.

Regierung weist Vorwürfe von Human Rights Watch zurück

Die syrische Regierung wies unterdessen Vorwürfe der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zurück, wonach Sicherheitskräfte medizinisches Personal an der Versorgung verletzter Demonstranten gehindert haben. Die Vorwürfe seien haltlos, hiess es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung des syrischen Innenministeriums. Nicht identifizierte Bewaffnete hätten auf Menschen geschossen und Rettungswagen daran gehindert, die Verletzten in Krankenhäuser zu bringen, hiess es darin.

Human Rights Watch hatte den Sicherheitskräften vorgeworfen, sie hätten am Freitag Krankenwagen daran gehindert, Verletzten in den Städten Daraa und Harasta zu helfen. Bei den Zusammenstössen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten waren rund drei Dutzend Menschen ums Leben gekommen.

Das Regime von Präsident Assad machte «bewaffnete Banden», die von ausländischen Nationen bezahlt würden, für die Gewalt in den vergangenen Wochen verantwortlich. Im staatlichen Fernsehen wurden am Mittwoch angebliche Geständnisse von drei Mitgliedern einer «terroristischen Zelle» ausgestrahlt. Demnach erklärten die Männer, sie hätten von einem libanesischen Abgeordneten Geld und Waffen erhalten, um die Proteste in Syrien anzufachen und im ganzen Land Chaos zu schaffen.

Der im Fernsehen genannte libanesische Abgeordnete Dschamal Dscharrah wies die Vorwürfe zurück und sagte, er sei nicht in die Unruhen im Nachbarland verwickelt. (dapd)

Deine Meinung