SchweizFrauenhasser tauschen sich in Foren aus und zwingen Mädchen zur Prostitution
Sogenannte Loverboys und Frauenhasser tauschen sich in Männerforen aus, wie man junge Frauen in der Schweiz abhängig und gefügig macht. Ein Experte zeigt sich besorgt.
- von
- Thomas Obrecht
Darum gehts
Sogenannte Loverboys zwingen Minderjährige zur Prostitution.
Die nationale Meldestelle für Menschenhandel Act 212 hat letztes Jahr neun Verdachtsmeldungen erhalten.
Laut der «SonntagsZeitung» holen sich die Täter ihre Anleitungen für die Misshandlung der jungen Frauen online in Männerforen.
Betroffene der Loverboy-Masche sind meist Minderjährige: Wie die «SonntagsZeitung» berichtet, tauschen sich die Täter in Männerforen darüber aus, wie man die Mädchen und jungen Frauen abhängig und gefügig macht. Bei der nationalen Meldestelle für Menschenhandel Act 212 hatte man letztes Jahr neun Verdachtsmeldungen erhalten und damit eine generelle Zunahme des Loverboy-Phänomens verzeichnet.
Eine Betroffene habe berichtet, dass sie von einer Gruppe mit Verbindungen zur Incel-Ideologie misshandelt und dabei gefilmt wurde. Die Videos seien danach im Darknet verkauft worden. Incels sind Männer, die unfreiwillig weder Sex noch eine Beziehung haben. Sie geben emanzipierten Frauen die Schuld dafür und lassen ihren Frust in Online-Foren aus. Als Vorbild dient unter anderem der umstrittene Influencer Andrew Tate.
Gemäss Dirk Baier, Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, besteht eine Verbindung zwischen den Loverboys und der Incel-Szene. «Auch die klassischen Loverboys, die noch ohne Internet oder soziale Medien Mädchen und Frauen zur Prostitution gebracht haben, hatten ein sehr geringschätzendes, abwertendes Bild von Frauen. Das verbindet sie mit der Incel-Bewegung», sagt Baier gegenüber 20 Minuten.
«Sie rufen zu Aggression und Gewalt gegenüber Frauen auf»
Für die Incel-Szene seien einerseits der Hass auf Frauen sowie ein instrumentelles, verdinglichendes Bild von Frauen charakteristisch: «Man kann mit ihnen Sex haben, eine andere Rolle verdienen sie aber nicht – so in etwa lautete die Position. Dass diese Position nun zu einer Art systematischer Ausbeutungs-Anleitung von Frauen weiterentwickelt wird, überrascht mich nicht.»
Mittlerweile habe sich auch das Auftreten derer, die frauenfeindlich gesinnt sind, verändert: «Sie rufen zu Aggression und Gewalt gegenüber Frauen auf und haben weniger Hemmungen, ihre Positionen in den sozialen Medien oder Chats laut und energisch zu artikulieren.» Sorgen macht Baier, dass sich einzelne Personen durch die Szene zu Gewalt hinreissen lassen könnten.
Die Schweizer Incel-Szene wird seit dem 1. Januar genauer unter die Lupe genommen. Bund, Kantone, Städte und Gemeinden haben einen Aktionsplan zur Verhinderung von Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus lanciert. Einige Incel-Austauschforen in Europa seien aufgrund ihres Gefahrenpotenzials bereits gesperrt worden, teilten die Verfasser des Aktionsplans dem «Tages-Anzeiger» mit.
Bist du von der Loverboy-Masche betroffen oder kennst du jemanden? Hast du Kontakt zur Incel- oder MGTOW-Szene? Dann schreib uns. Deine Angaben werden anonym behandelt.
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Polizei nach Kanton
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche
Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein
Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Beratungsstellen für gewaltausübende Personen
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