Illegales Filesharing: Freie Fahrt für Piraten

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Illegales FilesharingFreie Fahrt für Piraten

Ein Unbekannter hat dank Google eine äusserst komfortable Suchseite für Surfer eingerichtet, die sich nicht um Urheberrechte kümmern.

Henning Steier
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Henning Steier

Die Betreiber des Torrent-Trackers «The Pirate Bay» wurden vergangene Woche zu Haftstrafen und Schadensersatz in Millionenhöhe verurteilt. Sie haben angekündigt in Berufung zu gehen. Doch wie auch immer das Urteil am Ende ausfällt - illegales Filesharing wird es nicht verhindern. Denn es gibt zahlreiche Konkurrenzseiten wie Mininova oder Btjunkie, die bislang unbehelligt blieben. Daher wirkt auch der Ansatz des Unternehmens British Telecom eher hilflos. Der Anbieter sperrt «The Pirate Bay» für seine minderjährigen Mobilfunkkunden. Wer älter als 18 Jahre ist, kann die Blockade aufheben lassen, indem er eine Servicenummer wählt.

Google statt Pirate Bay?

Das US-Magazin Forbes wirft in seiner aktuellen Ausgabe die Frage auf, ob nicht «Google das neue Pirate Bay» sei. Hintergrund ist, dass sich über die Suchmaschine problemlos Links zu so genannten Torrents finden lassen. Dabei handelt es sich um kleine Dateien, die man mit speziellen Programmen öffnen und so unter anderem urheberrechtlich geschützte Filme, Musik und Software herunterladen kann.

Pikant ist, dass Google dem Nutzer auch noch Vorschläge liefert. Wie 20 Minuten Online kürzlich berichtete, hat der Suchmaschinenanbieter dies beim Launch seines Features Suggest wohl nicht ausreichend bedacht. Gibt man zum Beispiel den Filmtitel «Slumdog Millionaire» ein, erscheint im aufpoppenden Fenster auf dem vierten Platz «Slumdog Millionaire torrent». Wer diesem Vorschlag folgt, landet auf Seiten, welche Torrents zum Download des Oscar-prämierten Blockbusters bereitstellen.

Suchergebnisse entfernt

Google hat mittlerweile in einigen Fällen reagiert. Wer zum Beispiel die zu einem aktuell im Kino laufenden Film passende Suchanfrage «X-Men Origins Wolverine torrent»

startet, erhält auf der ersten Trefferseite die Meldung: «Infolge einer Beschwerde, die hinsichtlich des US Digital Millennium Copyright Act (amerikanisches Datenschutzgesetz) bei uns eingegangen ist, haben wir 2 Ergebnis(se) aus dieser Seite entfernt. Sie können die DMCA-Beschwerde, die dieser Entfernung zugrunde liegt, unter ChillingEffects.org lesen.» Die Ergebnisse darüber führen aber trotzdem noch auf Torrent-Portale.

Piraten, die es noch einfacher haben möchten, haben jetzt eine weitere Möglichkeit. Denn ein Nutzer hat eine Seite ins Netz gestellt, auf der man die Wahl zwischen einer normalen Google- und einer «Torrent Search» hat. Letztgenannte ist sogar als Standardeinstellung ausgewählt. Auf der Trefferseite werden Google-Anzeigen eingeblendet. Unter dem Google-Logo prangt fast höhnisch das Wort «Beta». Wer die Seite wahrscheinlich mit Hilfe der erweiterten Suchfunktionen von Google gebastelt hat, ist nicht bekannt. Fragen von 20 Minuten Online wollte der Suchmaschinenanbieter bislang nicht beantworten.

Piraten vernichten Arbeitsplätze

Laut der Schweizerischen Vereinigung zur Bekämpfung der Piraterie (SAFE) verliert allein die Filmindustrie hierzulande wegen Piraterie jährlich etwa 90 Millionen Franken Umsatz. «Internetunternehmen sollten uns helfen, illegales Filesharing zu bekämpfen», forderte SAFE-Vorstandsmitglied Roger Chevallaz im Gespräch mit 20 Minuten Online. «So ist eBay Mitglied unserer Initiative Stop Piracy. Wir hätten Google auch gern an Bord.» Die Musikbranche verbucht dem Branchenverband Ifpi zufolge etwa 25 Millionen Franken weniger Erlöse pro Jahr. Allein seit dem Jahr 2003 sind schweizweit bereits mehr als 600 Stellen im Bereich der Musikwirtschaft gestrichen worden.

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