Soziale NetzwerkeFreunde outen Schwule
Immer wieder gibt es Schlagzeilen über leichtsinnige Mitglieder von Facebook, die allzu Delikates präsentieren. Doch nicht immer muss man sich entblössen, um Privates zu enthüllen.
- von
- hst
Zwei Studenten des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge haben in einem Experiment herausgefunden, dass man unter anderem aufgrund seiner Facebook-Freunde ermitteln kann, ob jemand homosexuell ist. Die in ihrem Forschungsprojekt namens «Gaydar» dazu entwickelte Software haben sie noch nicht veröffentlicht, dafür haben Carter Jernigan und Behram Mistree mit der US-Zeitung Boston Globe gesprochen.
Die beiden Jungforscher erzählten dem Blatt, dass sie nur Facebook-Mitglieder analysiert hätten, welche dem MIT-Netzwerk angehörten. Drei Informationen wurden für jeden User ausgewertet: Geschlecht, Freunde und «Interessiert an». Die Studenten gaben daraufhin in ihre Software die Daten von 1544 Männern ein, die angaben, heterosexuell zu sein. Ausserdem wurden 21 Bisexuelle und 33 Schwule eingespeist. Letztgenannte hatten überdurchschnittlich viele homosexuelle Freunde auf Facebook. Anschliessend wurden Profile von 947 Männern ausgewertet, die keine Angaben zu ihrer Sexualität gemacht hatten. Zehn Männer, die den Forschern des MIT als schwul bekannt waren, dieses aber nicht auf Facebook angaben, wurden danach in die Software eingegeben. Das Programm wertete ihre Daten aus und gab für alle die richtige Prognose ab. Nach eigenen Angaben erzielten die Forscher für bisexuelle Frauen und Männer sowie Lesben allerdings nur unbefriedigende Ergebnisse. Jernigan und Mistree hatten ihre Forschungen mit Datenschützern des MIT zuvor abgesprochen. Die einzige Kopie der Daten wurde dem zuständigen Professor auf einer verschlüsselten DVD übergeben.
«Nicht typisch für Facebook»
Facebook-Sprecher Simon Axten sagte dem Boston Globe: «Es überrascht nicht, dass man zu Schlussfolgerungen über einen Unbekannten gelangen kann, indem man seine Freunde analysiert. Das ist nicht typisch für Facebook, weil es auch in der realen Welt oft vorkommt.» Wenn jemand zum Beispiel seine politischen Ansichten durch einen Autoaufkleber ausdrücke und man ihn später mit Freunden aus dem Kino kommen sehe, könnte man folgern, dass diese ähnliche Einstellungen haben. Kritischer sieht das Ganze Jason Kaufman vom Berkman Center for Internet and Society der US-Universität Harvard: «Man kann seinen Ruf mit sozialen Netzwerken selbst zerstören, er kann aber auch durch andere Mitglieder ramponiert werden», sagte er dem Blatt, gab sich aber gleichzeitig verhalten optimistisch: «Ich denke, dass die Nutzer immer schneller lernen, wie sie sich am besten im Web verhalten.»